Am sogenannten «Foodsave Markt» in Zürich Altstetten wird überschüssiges Gemüse günstiger verkauft, im Sinne der Nachhaltigkeit. An diesem Nachmittag im März stürzen sich auch zwei Männer ins Marktgetümmel, die von weit her nach Zürich gereist sind – auf Einladung der Stadt.
Dormohamed Issa Rahmat kommt aus Tansania und amtet als Bürgermeister von Mbeya, einer Stadt im Südwesten des Landes, nahe der sambischen Grenze. Mahabubur Rahman ist Bürgermeister von Cox's Bazar, einer Küstenstadt im Süden Bangladeschs.
Mit den beiden Städten und fünf weiteren führt Zürich sogenannte Städtekooperationen. Diese haben zum Ziel, die Lebensqualität in den jeweiligen Städten zu verbessern. Der regelmässige Austausch von Wissen und Erfahrungen soll helfen, gemeinsam besser zu werden, so die Idee.
In Cox's Bazar unterstützt die Stadt Zürich zum Beispiel ein Projekt, welches der lokalen Bevölkerung besseren Zugang zu Nahrung ermöglichen will. In Zusammenarbeit mit dem Schweizer Hilfswerk Helvetas werden Kurse angeboten, die das Bewusstsein der Bevölkerung für den Nährwert von Lebensmitteln und für gute Praktiken bei der Lagerung, Zubereitung und dem Kochen schärfen sollen.
Dieses Engagement erfolgt im Auftrag der Zürcher Bevölkerung. 2019 beschloss diese an der Urne, dass die Stadt Zürich jährlich mindestens 0.3 Steuerprozente für die Entwicklungszusammenarbeit ausgeben muss. Rund acht Millionen Franken pro Jahr werden so in ausländische Projekte investiert, zum Beispiel in Kooperationen mit den Städten in Bangladesch oder in Tansania.
Die Stadt Zürich wolle so im Kleinen und möglichst lokal helfen, sagt Anna Schindler, die Direktorin der Zürcher Stadtentwicklung. «Entscheidend ist nicht in erster Linie das Geld, davon gibt es viel in der Entwicklungshilfe», sagt Anna Schindler. «Viel wichtiger ist, dass dieses Geld richtig eingesetzt wird.»
Ein schaler Beigeschmack bleibt
Mahabubur Rahman, Bürgermeister von Cox’s Bazar, schätzt das Engagement der Stadt Zürich. «Das Projekt hilft Menschen in unserer Stadt, die nicht so privilegiert sind, ihre Lebenssituation zu verbessern.» Ähnlich tönt es auch vom Bürgermeister aus Tansania.
Und doch: Ein schaler Beigeschmack bleibt. Die superreiche Stadt Zürich, die deutlich ärmeren Städten auf einem anderen Kontinent zeigt, wie sie ihre Einwohnerinnen und Einwohner ernähren sollen. Stadtentwicklerin Anna Schindler versteht den Einwand. «Wir wurden gefragt, ob es in unseren Kitas auch Hunger gebe. Hier merkt man, dass wir in Zürich in einer komplett anderen Welt leben», erzählt Schindler.
Trotzdem sei es wichtig, dass Zürich mit ihren Partnerstädten auf Augenhöhe spreche, so Stadtentwicklerin Schindler. Im besten Fall könne auch Zürich von diesem Austausch profitieren. Etwa beim Thema Foodwaste. «Wie man essen kann, ohne dabei 30 Prozent davon wegzuschmeissen, wie wir das hierzulande tun.»