- Zum ersten Mal erhielt die Schweiz Kontodaten aus 75 Ländern, darunter auch Russland, China, Südafrika oder Brasilien.
- 2.4 Millionen Konten mussten die kantonalen Steuerbehörden prüfen, in 13 Kantonen ergaben sich 1800 Verdachtsfälle auf Steuerhinterziehung.
- Gleichzeitig gingen bei den Behörden 14'600 Selbstanzeigen ein. 2019 bescherte dies dem Fiskus 577 Millionen Franken Mehreinnahmen, wie eine Umfrage der Tagesschau ergab.
Seit 2017 beteiligt sich die Schweiz am automatischen Informationsaustausch (AIA): Sie schickt Daten von Menschen, die im Ausland steuerpflichtig sind, an die Steuerbehörden der jeweiligen Länder – und erhält im Gegenzug Daten zu Auslandskonten von Schweizer Steuerpflichtigen.
Schlechte Datenqualität
Im September letzten Jahres flossen Daten aus 75 Partnerstaaten in die Schweiz – zum ersten Mal auch aus Liechtenstein, Mexiko, Brasilien, Argentinien, Südafrika, China, Indien, Saudi-Arabien oder Russland. Die Schweizer Steuerbehörden erhielten Informationen zu rund 2.4 Millionen Finanzkonten.
Diese Datenmenge auszuwerten, stellte die kantonalen Steuerämter vor eine zusätzliche Herausforderung. Denn viele Kontoangaben waren unvollständig oder fehlerhaft. «Wir sind enttäuscht von der Datenqualität», sagt etwa Claudio Fischer, Leiter des Steueramtes des Kantons Bern. Obwohl der Kanton Bern ein Programm entwickelt habe, das die Zuordnung der Auslandskonten enorm erleichtere, bleibe die Prüfung der Auslandskonten der Berner Steuerpflichtigen eine personalintensive Aufgabe.
AIA wirkt indirekt
Daher konnte das Berner Steueramt für das Steuerjahr 2018 bis heute erst die Daten von 400 Personen auswerten. Kann sich also zurücklehnen, wer noch immer ein ausländisches Schwarzgeldkonto hat? «Nein. Wir haben mehr Möglichkeiten denn je, um Transparenz zu schaffen», sagt Fischer.
«Es war von Anfang an klar, dass der automatische Informationsaustausch vor allem indirekt wirkt», sagt Marina Züger, Präsidentin der Schweizerischen Steuerkonferenz. Da sich über die letzten vier Jahre über 100'000 Steuerpflichtige selbst angezeigt haben, konnte viel Schwarzgeld aufgedeckt werden. Allein der Kanton Zürich hat im Jahr 2019 Kenntnis von über 1.2 Milliarden Franken erhalten. Gesamtschweizerisch liegt diese Zahl bei 6 Milliarden Franken.
Wer Geld am Fiskus vorbeischleust, kann sich seit 2010 einmal im Leben selbst anzeigen, ohne mit einem Strafverfahren rechnen zu müssen. Die Zahl der Personen, die jährlich von dieser sogenannten kleinen Steueramnestie Gebrauch machte, hat 2019 stark abgenommen. 2017 und 2018 hatten sich noch Zehntausende von Steuerpflichtigen selber angezeigt. Viele von ihnen hatten wohl befürchtet, dass ihre Schwarzgeldkonten im Ausland durch den AIA auffliegen würden.
Obwohl die Analyse der Daten aus dem AIA bisher erst wenige Verfahren auslöste, hat der Fiskus 2019 wegen Nachsteuern, Verzugszinsen und Bussen zusätzliche Steuereinnahmen von über 577 Millionen Franken erzielt.
Tagesschau 19:30 Uhr, 06.02.2020