Es dauert wohl noch eine ganze Weile, bis alle, die wollen, eine Covid-Impfung erhalten. Weil es auch dann noch langsam gehen könnte, wenn genügend Dosen da sind, will ein Zürcher Unternehmer ein eigenes Impfzentrum für Mitarbeitende und deren Angehörige aufbauen. Das berichtete die «SonntagsZeitung».
Doch welche Rolle können Firmen in der Impfstrategie übernehmen? Das sei eine gute Idee, erklärt Ruth Humbel, Mitte-Politikerin und Präsidentin der nationalrätlichen Gesundheitskommission. «Wenn ich sehe, dass dieses Projekt zusammen mit einem Ärztenetzwerk erfolgt, finde ich das eine gute Sache, weil dann kann effizient, schnell und gut eine grosse Anzahl Menschen geimpft werden», sagt sie.
Wasserfallen: «Aufgabe der Kantone»
Wichtig sei, dass es im Rahmen der Impfstrategie des Bundes und der Kantone passiere. Und: Dass erst dann geimpft werde, wenn alle gefährdeten Personen, die das wollen, ihre Impfung erhalten hätten. Schliesslich gebe es auch bei der normalen Grippeimpfung Firmen, die gezielt mit Ärzten zusammenarbeiten.
Die Covid-Impfung sei Aufgabe der Kantone, sagt Flavia Wasserfallen, SP-Nationalrätin und ebenfalls Mitglied der Gesundheitskommission. Private Initiativen könnten erst längerfristig eine Aufgabe übernehmen. Aber erst, wenn genug Impfstoff da sei.
Es gebe grundsätzlich zwei kritische Punkte, wenn private Unternehmen hier in die Covid-Impfung einsteigen wollen, sagt Wasserfallen. «Erstens, dass es wirklich den prioritären Zugang von besonders gefährdeten Menschen verletzt. Und hier plötzlich prioritär geimpft wird, wer einen Arbeitgeber hat, der tiefer ins Portemonnaie greift.»
Druck auf Mitarbeitende?
Das andere Problem sei, «dass damit auch Druck auf die Mitarbeitende ausgeübt wird – und wir wollen diese Impfung freiwillig behalten». Das sei zumindest kritisch zu betrachten, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitenden das anbieten würden. Für Humbel könnte es eine Impfmotivation sein, wenn der Arbeitgeber die Covid-Impfung anbietet.
Wenn man sich einen grösseren Betrieb in einer Gemeinde vorstellt, der dieses Angebot für die ganze Gemeinde öffnet, würde das durchaus Sinn machen.
Thomas Steffen ist im Vorstand der Kantonsärztinnen und Kantonsärzte Schweiz. Er sagt, dass die privaten Initiativen im Moment noch keinen Sinn machten. Aber zu einem späteren Zeitpunkt könnten diese einen wichtigen Beitrag leisten. «Wenn man sich einen grösseren Betrieb in einer Gemeinde vorstellt, der dieses Angebot für die ganze Gemeinde öffnet, würde das durchaus Sinn machen.»
Es dürfe einfach nicht nur für den Betrieb selbst sein. Man sei in seinem Kanton Basel-Stadt im Gespräch mit verschiedenen grösseren Firmen, ob und wie sie eine Rolle in der Impfstrategie des Kantons sein könnten.