Ein Blick ins Nachbarland Frankreich von diesem Sommer zeigt, wie gewaltig die Zerstörungskraft des Feuers sein kann: Mitte August brennen Wälder südlich von Bordeaux lichterloh. Der Kampf der Feuerwehrleute ist fast aussichtslos. Die Wälder sind ausgetrocknet, Hitze und Winde peitschen die Flammen zusätzlich an.
Im Vergleich dazu wirkt eine Übung mit einem Flurbrand in Stans wie ein Kinderspiel. Doch der Grund dafür ist ernst. Es ist der erste Kurs, in welchem Feuerwehrinstruktoren und Kommandanten aus den sechs Zentralschweizer Kantonen gemeinsam in der Waldbrandbekämpfung ausgebildet werden.
Der Waldbrand stoppt nicht an der Kantonsgrenze. Es ist wichtig, dass wir alle dieselbe Ausbildung haben.
«Bei der Waldbrandbekämpfung stoppt der Waldbrand nicht an der Kantonsgrenze. Wir sind dazu ausgelegt, dass wir uns im Ernstfall unterstützen können. Deshalb ist es wichtig, dass wir dieselbe Ausbildung haben und dann im Ernstfall die gleiche Sprache sprechen und das gleiche Material haben», sagt Marco Blättler, stellvertretender Feuerwehrinspektor des Kantons Luzern.
Kantone müssen koordinieren
Die Zusammenarbeit der Zentralschweizer Behörden und Feuerwehren sind eine Notwendigkeit, da sind sich alle einig. «Die klimatischen Bedingungen ändern sich. Man sieht es der Vegetation an, sie wird gelb-braun. Und man kann von Klimamodellen ableiten, dass auch bei uns, nördlich der Alpen, die Waldbrandgefahr steigen wird», sagt Miguel Zahner, Forstingenieur Abteilung Wald des Kantons Luzern.
Klimamodelle zeigen, dass auch nördlich der Alpen die Waldbrandgefahr steigen wird.
Auch im Süden kämpft man mit der zunehmenden Waldbrandgefahr. In Verdasio im Tessiner Centovalli brannte es im März dieses Jahres. Die Schäden gehen weit über den eigentlichen Brand hinaus, weil man den Wald, wie vielerorts in der Schweiz, auch vor Steinschlag und Murgängen schützen muss.
Deshalb sei es sehr wichtig, dass Kantone enger zusammenarbeiteten, erklärt Boris Pezzatti, Waldbrandexperte beim WSL. «Es ist oft so, dass Dürre oder ähnliche Bedingungen nicht schweizweit passieren. So kann man sich sehr gut gegenseitig helfen», sagt Pezzatti.
Dass Waldbrände infolge des Klimawandels zunehmen und extremer werden, habe der Sommer gezeigt, sagt Johann Georg Goldammer, Leiter des Zentrums für globale Feuerüberwachung am Max Planck Institut für Chemie. Um verheerende Waldbrände zu verhindern, fordert er ein Umdenken und verstärkte Präventionsmassnahmen.
Nötig wäre zum Beispiel eine intensivere Bewirtschaftung von Wäldern. Konkret müsse man den einzelnen Zonen eines Waldes bestimmte Funktionen zuweisen.
«Wenn ein Wald zum Beispiel sehr viel Totholz hat, muss dieser besonders abgesichert und fragmentiert werden. Es müssen Waldbrandschutzkorridore eingerichtet werden, damit das Feuer am Boden keine Nahrung findet und damit auch nicht in die Kronen hochsteigen kann», erklärt Goldammer.
Feuerwehren rüsten auf
Genau so wird das auch im Kurs zur Waldbrandbekämpfung in Stans getan. Die Teilnehmer schlagen eine Haltelinie und säubern den Boden so, dass ein Feuer keine weitere Nahrung findet.
«Die Erfahrung kann man nur in der Praxis holen. Durch diesen Kurs können wir viel mitnehmen und ich getraue mich nun viel mehr, mit meinen Leuten eine solche Situation anzupacken», sagt Nico Weber, Leutnant der Feuerwehr Büron-Schlierbach in Luzern.