Am Rand von Bern-Wankdorf steht ein unscheinbarer Holzwürfel. Doch im Inneren dieses Gebäudes geht das Bundesamt für Strassen (Astra) neue Wege: Hier können Interessierte im Detail virtuell erleben, wie der Autobahnanschluss Wankdorf umgestaltet werden soll.
«Wir haben festgestellt, dass in den letzten Jahren über die Projekte im Raum Bern auch gewisse Unwahrheiten verbreitet wurden. Daher war für uns klar, dass wir in der Kommunikation einen neuen Weg einschlagen müssen», erklärt Andri Sinzig, Bereichsleiter Projektmanagement beim Astra.
Besonders der Abstimmungskampf zum Ausbau der Autobahnen habe gezeigt, dass das Informationsbedürfnis der Bevölkerung gross sei. Mit dem neuen Besucherzentrum in Bern wolle man eine transparente und zugängliche Informationsplattform bieten.
Weltweit grösstes digitales 3D-Stadtmodell
Kernstück des neuen Zentrums ist ein Raum mit grossen Videowänden. Dort können Besucherinnen und Besucher dank moderner 3D-Technologie erleben, wie etwa eine Zufahrtsachse neu geführt oder ein Veloweg neu gestaltet wird.
Dank immersiver Technologie ist es möglich, direkt in das Projekt einzutauchen.
Im fast vier Millionen Franken teuren Pilotprojekt hat das Astra das weltweit grösste digitale 3D-Stadtmodell entwickelt. «Dank der immersiven Technologie ist es möglich, direkt in das Projekt einzutauchen. Man fliegt förmlich im Modell. So gelingt es uns, das Projekt auf eine verständliche und anschauliche Weise zu erklären», sagt Sinzig.
Zunächst geht es im Besucherzentrum um die Umgestaltung des Autobahnanschlusses Wankdorf. Aber der Holzbau wurde laut Astra so konzipiert, dass es auch künftige Infrastrukturprojekte in der Region vermitteln kann, ohne dass bauliche Anpassungen notwendig werden.
Autobahngegner üben Kritik
Die digitale Präsentation der Bauprojekte wirft jedoch auch Fragen auf. Zum Beispiel, ob das Astra die Menschen tatsächlich besser informieren oder nicht doch auch beeinflussen will. Andri Sinzig weist diesen Vorwurf entschieden zurück: «Wir haben den politischen Auftrag, innerhalb der Projekte transparent zu kommunizieren. Mit diesem Besucherzentrum erfüllen wir genau diesen Anspruch.»
Kritik übt der Verein Spurwechsel, der sich gegen die Verbreiterung der Autobahnen in der Region Bern zur Wehr setzt. «Ein Skandal mehr: Millionen ausgeben, um Megaprojekte zu bewerben, deren Verfalldatum abgelaufen ist», schreibt er auf der Plattform X.
Das 3D-Modell wird vom Frühling an nicht nur zur Information der Bevölkerung genutzt. Auch das Astra will künftige Planungsarbeiten vollständig im 3D-Modell angehen.