Das Museum Langmatt in Baden wird für 19 Millionen Franken saniert. Knapp die Hälfte davon bezahlt die Stadt Baden. Das ist seit der Volksabstimmung am Sonntag klar. Damit das Museum aber langfristig überlebt, braucht es jedoch zusätzliche 40 Millionen. Dazu will die Langmatt eines bis drei Bilder aus der eigenen Sammlung verkaufen. Zur Sammlung gehören 50 Bilder französischer Impressionisten wie Cézanne, Monet oder Gauguin.
Verkauf wäre gegen Richtlinien
Der geplante Bilderverkauf wird nun heftig kritisiert. «Es ist ihnen klar, dass sie hier etwas machen, was einen Dammbruch bedeutet und ein Tabu verletzt», sagt Tobia Bezzola. Er ist Präsident der Icom Schweiz, der hiesigen Sektion des internationalen Museumsverbands der Unesco. «Es stellt prinzipielle Übereinkünfte und einen Konsens infrage.»
Es ist dumm und unklug, das zu tun.
Der Konsens unter den Museen weltweit ist, dass die Sammlung nicht angetastet und verkauft wird. Viele Museen erhielten Werke als Geschenke oder Legate. «Wenn Museen beginnen, Bilder zu verkaufen, erhalten sie keine Legate und Schenkungen mehr. Auf der ganz pragmatischen Ebene ist es dumm und unklug, das zu tun», so Bezzola.
Kunstwerke würden von ihren Besitzern bewusst an Museen weitergegeben und nicht verkauft, damit sie öffentlich ausgestellt werden.
Der Ausschluss droht
Die Langmatt könne mit einem Verkauf die Museen im ganzen Land in Bedrängnis bringen, befürchtet Tobia Bezzola. Die meisten Schweizer Museen seien zumindest teilweise im Besitz der öffentlichen Hand. «Es besteht die Gefahr, dass die Politik auf die Idee kommt: Wenn das Museum etwas will, dann verkauft doch Bilder. Dieser Verkauf wird die Langmatt schwächen, ihr schaden.»
Nach einem Verkauf von einem oder mehreren Werken im Wert von 40 Millionen Franken wäre die Sammlung nicht mehr die gleiche. Die Konsequenz: Die Langmatt würde aus der Icom ausgeschlossen.
Geldsuche blieb erfolglos
Das alles ist Markus Stegmann bewusst, dem Direktor des Museums Langmatt. «Es ist für uns ein schwieriger und schmerzlicher Schritt. Aber anders ist das Museum nicht zu retten.»
Anders ist das Museum nicht zu retten.
Man habe jahrelang nach Geldgebern gesucht und Gespräche mit verschiedensten potenziellen Investoren geführt. «Aber da ist niemand nur ansatzweise in Sicht.»
Stegmann stellt auch die internationalen ethischen Richtlinien infrage. «Der Existenzbedrohungsfall, wie wir ihn der Langmatt haben, kommt schlicht und einfach gar nicht vor.» Die Richtlinien passten nicht mehr in die heutige Zeit. Eine Zeit, in der die öffentliche Hand vielerorts weniger Geld für die Kultur und die Kulturhäuser bereitstelle.
Versteigerung Ende Jahr
Auch die Kritik des Museumsverbands bringt das Museum Langmatt also nicht davon ab, Werke aus seiner Sammlung zu verkaufen. Nach den Sommerferien soll klar sein, welche Bilder Ende Jahr versteigert werden. Aktuell laufen laut Markus Stegmann Gespräche mit mehreren Auktionshäusern weltweit.