Bahn, Bus, Auto oder Fahrrad sind die gängigsten Verkehrsmittel, um morgens zur Arbeit oder zur Schule zu fahren. In Braunwald (GL) ist es normalerweise die Standseilbahn, die ins Tal führt. Normalerweise, denn die Bahn wird bis am 17. November revidiert.
Ohne die Standseilbahn ist da nur noch ein Fussweg. Das dauert über eineinhalb Stunden. Damit Braunwald jetzt nicht von der Aussenwelt abgeschnitten ist, während die Bahn kontrolliert wird, erhält die Bevölkerung nun Helikopterflüge; und das zum Preis eines Bahntickets.
«Wir können von den Leuten nicht verlangen, dass sie zwei Wochen lang zu Fuss rauf- und runtergehen», sagt Markus Hobi, Geschäftsführer der Braunwaldbahn. Das Lufttaxi kostet etwa 30'000 bis 45'000 Franken. Unterstützung gibt es vom Bundesamt für Verkehr. Und etwas Geld kommt über die Ticketverkäufe rein.
Touristen müssen warten.
In Linthal auf dem Parkplatz der Braunwaldbahn ist ein richtiger kleiner Heliport entstanden. Ein Container wird zum Ticketbüro, ein Unterstand, eine eingezäunte Fläche für die beiden Helikopter. Pro Flug können fünf Personen mit. Es sind vor allem Leute, die in Braunwald arbeiten, ob an der Baustelle der Bahn oder in einer Rehaklinik.
Das blieb aber nicht lange so. Die Zahl der Transporte verdoppelte sich vom ersten auf den zweiten Tag. Medienberichte sprachen sich herum und locken jetzt viele Touristen ins Linthtal. Geschäftsführer Markus Hobi sagt: «Wir haben eine begrenzte Förderkapazität. Leute, die rauf oder runter müssen, werden bevorzugt behandelt. Touristen müssen warten.»
Flüge unterstehen dem Beförderungsgesetz
Damit meint Hobi Einheimische aus Braunwald oder Arbeitende, die nicht anstehen müssen. Zur Not lasse man auch Leute stehen: «Um 17 Uhr ist dunkel. Dann darf gar nicht mehr geflogen werden. Dann müssen vielleicht Leute zu Fuss hinuntergehen.»
Was vor allem viele Leute anlockt, ist der Preis. Für sieben Franken ist ein Retourbillett zu kaufen, analog zum Ticketpreis für die Bahn. Aber: «Wir können nicht 100 Franken verlangen. Das wäre schön, aber wir dürfen nicht. Wir unterstehen dem öffentlichen Verkehr und da gilt das Beförderungsgesetz.» Das besagt: Dörfer mit mindestens 100 Einwohnern müssen erschlossen sein.
Den Streckenunterbruch planten die Verantwortlichen der Braunwaldbahn extra in der Zwischensaison. Das macht sich auch im Dorf, wo rund 300 Menschen leben, bemerkbar. Übernachtungsgäste sind kaum da, dafür Fachleute der Baustelle, die in den Hotels wohnen. Die Bauarbeiten an der Bahn laufen derweil rund um die Uhr.
Die Einheimischen und Arbeiter freuen sich ob der speziellen Umstände: «Eine kleine Achterbahnfahrt am Morgen zum Wachwerden» oder «es ist fast wie ein Abenteuer» lauten Rückmeldungen.
Speziell ist diese Zeit auch für den Dorfpöstler. Daniel Landolt verteilt die Post in Braunwald. Die Pakete und Briefe werden separat in einer Kiste unten am Helikopter angebracht und hochgeflogen. Für ihn ist es sogar entspannter so: «Wir haben keinen Druck, dass das Bähnli wegfährt. Der Helikopter fliegt ständig, so können wir in Ruhe laden.»
Der Betrieb läuft den ganzen Tag. Markus Hobi, Geschäftsleiter der Braunwaldbahn, sagt aber: «Wenn Heli-Linth sagt, es sei zu gefährlich, wegen Nebel, Sturm, Wind oder ähnlichem, dann wird der Betrieb eingestellt.» Dann müssen die Leute zu Fuss hoch oder runter. Und wer abends den letzten Flug um 17 Uhr verpasst, ebenfalls. Auf einem dunklen Bergweg nicht ungefährlich.