Das Video-Game «Fortnite» flimmert über die Bildschirme in vielen Kinderzimmern, auf den Pausenplätzen ist es Hauptthema. Inhalt des Spiels: Gegner auslöschen. Die Spieler springen über einer virtuellen Insel ab – und wer am längsten überlebt, der gewinnt.
«Wir spüren, dass die Kinder müder sind», sagt Primarlehrerin Janine Barro-Blunschi. Auch in ihrer Klasse gibt es Kinder, die zu viel spielen. Die Drittklässler aus Muri AG kennen das Spiel, ihre Figuren und Bewegungen. «Es ist das erste Game, das ich so intensiv spiele», erzählt Primarschüler Arik. Und die Kinder sind sich der Gefahren bewusst. «Ich würde schon sagen, dass ich eine kleine Sucht habe», sagt Raphael Culkuvski.
Schon Kindern droht Sucht
Das Spielen kann für die Schüler auch negative Folgen haben: Leistungsabfall, fehlende Konzentration – gar eine Spiel-Sucht droht. Dies merken die Verantwortlichen. «Wir handeln, wenn ihre Gedanken nur noch um dieses Spiel kreisen, wenn sie nichts anderes mehr machen», erklärt Schulsozialarbeiter Martin Schneider gegenüber der «Rundschau». «Es gibt diverse Kinder, die zu viel spielen». Konkrete Zahlen gibt es nicht. Doch immer wieder holen die Lehrpersonen Unterstützung bei den Schulsozialarbeitern.
Viele Eltern geraten auch unter Druck: Wer nicht spielen dürfe, könnte nicht mitreden, sagt der Schulsozialarbeiter. Eigentlich ist das Spiel erst ab dem Alter von 12 Jahren empfohlen. «In unserer Klasse ist niemand 12 Jahre alt. Aber wir spielen es halt trotzdem, weil wir es alle so cool finden», erzählt Elija. Die meisten Kinder spielen es viel früher, denn es ist kostenlos verfügbar. «Meine Eltern fanden das nicht gut, aber weil es halt alle spielen, durfte ich es dann auch spielen», so der Primarschüler. Dazu kommt die Gewalt.
Mehr als nur «Geballere»
Doch die Gamer-Community wehrt sich. «Gamen wird immer noch verteufelt», sagt Roman Burch von der Facebook-Gruppe «Fortnite Schweiz». In vielen Ländern sei der sogenannte «E-Sport» schon viel etablierter. «Die Schweiz hinkt da hinterher», kritisiert Burch. Auch die Kritik, das Spiel sei zu brutal, lassen die jungen Spieler nicht gelten. «Es ist nicht einfach nur ein Geballere. Strategie und Taktik ist fast am wichtigsten in diesem Spiel», sagt auch Alessandro Fallisi. Der FC-Zürich-Junior gehört zu den besten «Fortnite»-Spielern der Schweiz, gewann bereits Turniere.
Wie sollen Eltern reagieren? «Die Eltern sollten mal mitgamen, damit sie wissen, um was es geht», sagt Burch. Das empfiehlt auch der Sozialarbeiter: Der richtige Umgang mit Videospielen sei noch bei zahlreichen Eltern ein Tabuthema. Das offene Gespräch darüber zwischen Eltern und Kindern sei jedoch enorm wichtig. Man solle sich als Eltern mit dem Spiel auseinandersetzen und klare Regeln formulieren. Denn die Faszination für das Spiel scheint kein Ende zu nehmen. «Ich glaube, das Game wird noch relativ lange ‹in› sein», ist der Primaschüler Marvin Stierli jedenfalls überzeugt.