1979 überfielen vier RAF-Terroristen eine Bank in Zürich. Butz Peters, einer der besten Kenner der Geschichte der RAF, spricht über die Hintergründe des Überfalls.
SRF News: Weshalb kamen die RAF-Leute in die Schweiz, um eine Bank zu überfallen?
Butz Peters: Die RAF war mal wieder klamm. Sie wollte ihre Kriegskasse auffüllen. Sie lebte ja von Banküberfällen. In den vorangehenden drei Jahren hatte sie 13 Banküberfälle verübt. In Deutschland, den Benelux-Ländern und in Österreich waren sie schon gewesen, dort waren Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden. Deswegen hat sich die RAF entschieden, die Schweiz als Finanzierungsquelle aufzutun. Dort war sie noch nie gewesen.
Wie hat die RAF die Tat vorbereitet?
Es hat monatelange Vorbereitungen gegeben, es waren drei Teams der RAF unterwegs. Ausgewählt wurde die Filiale der Volksbank an der Bahnhofstrasse in Zürich von Christian Klar und Peter-Jürgen Boock, die festgestellt hatten, dass dort mehr Geld liegt als in anderen Banken.
Die RAF war immer sehr rücksichtslos und hat ziemlich unkontrolliert geschossen, um ihren Willen durchsetzen zu können.
Die Fluchtmöglichkeit durch die Innenstadt erschien ihnen ideal.
Nach dem Überfall kam es zu Schiessereien. Eine Frau starb, mehrere Personen wurden verletzt. War zu erwarten, dass sich die RAF derart brutal verhalten würde?
Ja, auf jeden Fall. Die RAF war immer sehr rücksichtlos und hat ziemlich unkontrolliert geschossen, um ihren Willen durchsetzen zu können. Das war praktisch bei jeder Tat der RAF der Fall.
Nach der Schiesserei im Shop-Ville konnte ein Täter, Rolf Klemens Wagner, verhaftet werden. Die drei anderen entkamen.
Die Täter flohen nach Freiburg. Dort hatte die RAF eine konspirative Wohnung gemietet. Noch am Nachmittag fuhren sie weiter nach Lausanne, wo sie ebenfalls eine Wohnung gemietet hatten. Am nächsten Tag ist die Gruppe dann via Genf über die grüne Grenze nach Frankreich gegangen. In Paris hatte die RAF seit Anfang 1978 ihren Fluchtpunkt.
Was für Bezüge der RAF zur Schweiz gibt es neben diesem Banküberfall?
Diese Bezüge tauchen immer wieder auf in der Geschichte der RAF. Unter anderem auch bei Waffenbeschaffungen für die sogenannte zweite Generation der RAF, also für den «Deutschen Herbst» 1977.
Von Christian Klar gab es nie ein klares Wort der Reue.
Aber die Schweiz war da nie so zentral gewesen wie beispielsweise Paris oder Amsterdam, wo ja die Hauptquartiere gewesen sind der RAF.
Hat der Anführer des Zürcher Banküberfalls, Christian Klar, die Tat später bereut?
Von Christian Klar gab es nie ein klares Wort der Reue. Er wurde von ungefähr 10 Jahren entlassen, nach 26 Jahren Haft.
Das Gespräch führte Christian Schürer.