Es ist ein regnerischer Montagmorgen in Zürich. Am 19. November 1979 um 9.15 Uhr dringen vier Männer in die Filiale der Schweizerischen Volksbank an der Zürcher Bahnhofstrasse ein. Sie erbeuten 548'000 Franken. Die Täter fliehen auf Fahrrädern Richtung Hauptbahnhof, dann überschlagen sich die Ereignisse. Drei Bankangestellte verfolgen die Täter. Ein Räuber schiesst auf die Verfolger. Die Terroristen rennen ins Shop-Ville beim Hauptbahnhof.
Als ich am Boden lag, hat mir noch einer in den Rücken geschossen.
Nach dem Überfall wird Stadtpolizist Bernhard Pfister per Funk an den Hauptbahnhof beordert. Ein Passant sagt ihm, die Räuber seien ins Shop-Ville geflüchtet. Bernhard Pfister, heute 71-jährig, erinnert sich: «Als ich nach unten kam, hat einer der Räuber die Waffe gezogen. Ich habe zurückgeschossen. Als ich schon am Boden lag, hat mir noch einer in den Rücken geschossen.»
Insgesamt drei Täter nehmen Stadtpolizist Pfister ins Visier und verwunden ihn schwer: «Ich habe mir so meine Gedanken gemacht. Das Blut läuft raus. Der Kopf lehrt sich.» Er fürchtet um sein Leben. Zahlreiche Passanten sind um diese Zeit in der unterirdischen Einkaufspassage. Die Schiesserei der Terroristen fordert ein Todesopfer: Eine 56-jährige Frau muss sterben.
Die Täter fliehen aus dem Shop-Ville. Stadtpolizist Werner Bodenmann, damals 28-jährig, verfolgt sie. Beim Bahnhofquai hört er Schüsse. Er eilt zur hinteren Seite des Bahnhofs gegenüber dem Landesmuseum. Drei der Täter entwenden dort das Auto einer Geschäftsfrau und schiessen sie rücksichtslos nieder. Sie wurde schwer verletzt. Polizist Bodenmann zielt auf das Auto mit den Räubern. «Die Täter haben zurückgeschossen und ich bin am Oberarm getroffen worden.»
Den Autor und Rechtsanwalt Butz Peters überrascht das brutale Vorgehen der RAF-Terroristen nicht.
Der RAF-Kenner sagt, die beiden Zürcher Polizisten hätten an diesem Tag sterben können. «So wie die RAF-Mitglieder geschossen haben, war es nicht zu steuern, ob jemand schwer verletzt wird oder zu Tode kommt. Dass die beiden überlebt haben, ist ein glücklicher Zufall.»
Einer der Täter wurde verhaftet
Später stellt sich heraus, wer die Täter waren: Christian Klar, Peter-Jürgen Boock, Henning Beer und Rolf Clemens Wagner. Sie gehörten zur sogenannten zweiten Generation der RAF. Drei Terroristen entkamen, doch Wagner wurde nach der Schiesserei im Shop-Ville am Bahnhofquai verhaftet und 1980 vom Geschworenengericht Winterthur zu lebenslanger Haft verurteilt.