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Batterie statt Dieselmotor Weg mit Diesel: Zug setzt komplett auf Elektro-Müllfahrzeuge

Statt mit Diesel fährt die Kehrichtsammlung in Zug nur noch mit Strom. Dieser stammt aus Sonnen- und Wasserkraft.

Jens Elmers startet den Motor eines grossen Abfalllasters. Man hört: nichts. Oder doch: ein feines Rauschen. Das Geräusch ist jedoch kaum vergleichbar mit dem lauten Brummen eines Dieselmotors. Das sei für ihn zunächst sehr gewöhnungsbedürftig gewesen, sagt Lastwagenchauffeur Elmers.

«Beim Fahren habe ich sonst häufig das Fenster geöffnet. Hat der Motor genügend Kraft? Wie arbeitet er? Das habe ich im Ohr.» Mit dem Elektromotor sei das alles nicht hörbar. «Aber ich vermisse es nicht. Es ist angenehm zum Fahren.»

Ein Mann mit braunem Haar und blauer Brille sitzt vor einem Steuerrad.
Legende: Lastwagenfahrer Jens Elmers schätzt die neuen E-Fahrzeuge: «Wir sind keine Belästigung mehr.» SRF/Lars Gotsch

Seit diesem Jahr werden Kompost und Haushaltsabfälle in allen Zuger Gemeinden nur noch von solchen E-Lastwagen abgeholt. So schreibt es der Zweckverband der Zuger Gemeinden vor. Kehrichtfahrzeuge mit Dieselmotor sind nämlich nicht nur lauter, sie zählen auch zu den grössten CO₂-Verursachern in den Innenstädten. 

E-Laster sind teurer, lohnten sich aber trotzdem

Ausgeführt werden die elektrischen Abfalltouren vom Transportunternehmen Hürlimann. Es hat für den Auftrag extra acht neue Fahrzeuge gekauft. Diese gebe es nicht ab Stange, erklärt Geschäftsführer Reto Hürlimann: «Die Lieferanten fragten: Wie sehen die Touren aus, wie viele Kilometer macht ihr, wie sieht die Topografie aus? Aufgrund dieser Daten haben wir erste Fahrzeuge getestet.»

Die Anschaffung eines dreiachsigen Elektro-Chassis koste mit rund 360'000 Franken zwar fast doppelt so viel wie jenes für ein Dieselfahrzeug. In diesem Preis sei aber bereits der Unterhalt für acht Jahre eingerechnet. Deshalb lohne sich die Umstellung, findet Hürlimann: «Für mich als Unternehmer ist ein E-Lastwagen ein kleineres Risiko als ein Dieselfahrzeug.»

Batterieladung mit Sonnenenergie aus Zug

Für die Elektrifizierung der Abfallentsorgung brauchte es jedoch nicht nur neue Fahrzeuge, sondern auch neue Ladestationen. Gebaut wurden diese auf einem Industriegebiet in der Zuger Gemeinde Baar. Dort können nun bis zu 32 Fahrzeuge gleichzeitig geladen werden. Am Tag stammt der Strom vom grossen Solarpark gleich nebenan. Dieser garantiert einen klimaneutralen Antrieb.

EIn grüner Lastwagen steht unter einem Dach. Auf diesem sind viele Solarpanels montiert.
Legende: Der Strom für die Zuger Abfallsammlung stammt von der lokalen Solaranlage in Baar. Keystone/Urs Flüeler

Künftig soll eine leistungsstarke Batterie auf dem Areal die Solarenergie zwischenspeichern. Heute werden die Lastwagen an grauen Tagen und in der Nacht noch mit Strom aus Wasserkraft geladen.

Dass die Lastwagen mit Batterie betrieben werden, habe Auswirkungen auf seine Arbeit, sagt Chauffeur Jens Elmers. «Wir mussten die Sammelrouten anpassen, zum Teil müssen wir jetzt mit dem LKW über den Mittag zurück zur Ladestation.» Das sei kein zusätzlicher Stress, sondern einfach Gewöhnungssache, meint Elmers.

Ein Mann mit grau-braunem Haar und Brille. Er lacht breit.
Legende: Die neuen E-Lastwagen bedeuten eine Umstellung für das Personal. «Wir brauchen Chauffeure, die mitdenken, damit die Energie reicht», sagt Reto Hürlimann. Keystone/Urs Flüeler

Neu darf in hügeligem Gebiet nicht schon beim Hochfahren Abfall eingesammelt werden, sondern erst beim Herunterfahren. So kann die Bremskraft in Energie umgewandelt werden, sagt Geschäftsführer Hürlimann. «Wir brauchen Chauffeure, die mitdenken, damit die Energie reicht.»

Umgewöhnen müssten sich nicht nur jene im Lastwagen, sondern auch Fussgängerinnen und Fussgänger. «Man hört ihn nicht. Wir sind schon hinter Leuten hergefahren, die haben nicht gemerkt, dass hinter ihnen ein LKW fährt.» Deshalb müsse er besonders gut aufpassen, besonders in Wohnquartieren. Doch die Vorteile würden überwiegen. «Es ist schön. Wir sind keine Belästigung mehr.»

Schweiz aktuell, 29.1.2025, 19 Uhr ; 

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