Seit 1932 speichert der Grimsel-Stausee auf knapp 2000 Metern Höhe Wasser für die Stromproduktion. Nun ist der See leer – zum ersten Mal seit 19 Jahren.
Die Aare fliesst nur als kleines Rinnsaal Richtung Mauer. Bagger auf dem Seeboden im Einsatz. Zu lange verweilen sollten die Maschinen an der exponierten Lage nicht: «Die steilen Felsflanken sind nicht ungefährlich, wir sind den Naturgefahren ausgesetzt», sagt Markus Kost, Projektleiter Seeabsenkung bei den Kraftwerken Oberhasli (KWO).
Eine Baustelle der Superlative
Der Grimsel-Stausee liegt in der Gemeinde Guttannen im Berner Oberland und fasst normalerweise rund 100 Millionen Kubikmeter Wasser. Da die alte Staumauer Risse aufweist, wird sie durch die neue, grössere Spitallamm-Staumauer ersetzt. Zusätzlich werden Abflüsse, Druckstollen und Kavernen saniert.
Um diese Arbeiten durchführen zu können, musste der Stausee vollständig geleert werden. «Es braucht weiter einen Durchstich, und das kann man nur machen, wenn der See leer ist», erklärt Markus Kost weiter.
Arbeiten unter Hochdruck
Nicht nur die Staumauer wird erneuert – auch die Wasserkraftwerke werden überholt. So wurden im Kraftwerk Grimsel II grosse Rohre auseinandergenommen.
Ein zentrales Element sind die Drosselklappen, die den Wasserfluss regulieren. «Wir nutzen den leeren See, um dringend notwendige Reparaturen durchzuführen», sagt Christian Kehrli, Montagemitarbeiter auf der Baustelle.
Insgesamt arbeiten über 100 Personen an der Sanierung und dem Neubau der Mauer. «Eine grosse Herausforderung ist die Koordination der verschiedenen Unternehmen und Arbeitsschritte», sagt Hansjörg von Bergen, Bauleiter der neuen Staumauer.
Neben den Betonarbeiten sind Drainagebohrungen und Instrumentierungen zur Überwachung der neuen Infrastruktur in vollem Gange.
Der See kehrt zurück
Die neue Staumauer ist fast fertig und wird im Frühling in Betrieb genommen. Sie ist 113 Meter hoch und kostet 125 Millionen Franken. Die alte Staumauer wird bald vollständig im Wasser verschwinden.
Ab Mitte April beginnt die Wiederbefüllung des Stausees – dann wird die Stromproduktion wieder hochgefahren.