Wie geht es den US-Forscherinnen und -Forschern? «Die Stimmung ist schlecht», sagt Ökonom Stephan Meier, der eine Professur an der Columbia University innehat. «Jeden Tag passiert etwas neues Gravierendes. Es gibt viel Unsicherheit über die Zukunft. Alle sind der Meinung, dass das erst der Anfang ist.» Er befürchtet, dass die Universitäten rapide an Attraktivität verlieren. Toptalente könnten abwandern. Auch er selbst, seit mehr als 20 Jahren in den USA und mit einer Amerikanerin verheiratet, sagt, bisher sei die Wahrscheinlichkeit null gewesen, dass er in die Schweiz zurückgehe. «Jetzt überlege ich mir zum ersten Mal: Vielleicht ist die Wahrscheinlichkeit doch höher.»
Eingriffe der Trump-Regierung: die Übersicht
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Die Freiheit der Wissenschaft ist ein hohes Gut. Dieses gilt unter der aktuellen US-Regierung nicht mehr. Sie hat mehreren Universitäten hohe Geldsummen gestrichen oder damit gedroht. Oftmals lautet der Vorwurf Antisemitismus. Jüdische Studierende würden nicht ausreichend geschützt. Auch geht die Regierung gegen Forschungsinhalte vor wie den Klimawandel oder Gender-Fragen.
Neben der Harvard-Universität sind Dutzende weitere amerikanische Universitäten im Visier von Trump: Beispiele:
Der Columbia Universität hatte die Trump-Administration damit gedroht, 400 Millionen US-Dollar einzufrieren, darauf ist sie eingeknickt, sie änderte daraufhin ihre Richtlinien für Proteste und Forschungsgelder.
Der Brown University droht die Regierung, 510 Millionen US-Dollar an Gelder einzufrieren, 8 Millionen US-Dollar Forschungsgelder wurden bereits gestrichen, was zu Entlassungen führte. Mehreren Studentinnen und Studenten wurden die Visa entzogen, eine Professorin wurde ausgeschafft, weil sie angeblich an einer Beerdigung eines Hisbollah-Führers teilgenommen haben soll, wie die Universität schreibt.
Der Princeton University wurden gemäss eigenen Angaben einige Dutzend Forschungs-Darlehen ausgesetzt. Zudem plant die Trump-Regierung gemäss Medienberichten Staatsgelder in der Höhe von 210 Millionen US-Dollar zu entziehen, wegen Untersuchungen im Zusammenhang mit angebllich antisemitischen Protesten auf dem Universitäts-Campus.
Der Universität von Pennsylvania hat die Trump-Regierung 175 Millionen US-Dollar gestrichen wegen der Transgender-Politik der Uni. Demnach habt diese Trumps Dekret nicht umgesetzt, «biologische Männer» von Frauen-Wettkämpfen auszuschliessen.
Die John-Hopkins-Universität kündigte im März an, 2000 Jobs zu streichen, nachdem die Trump-Administration der Uni Gelder in der Höhe von 800 Millionen US-Dollar gestrichen hat. Diese standen im Zusammenhang mit dem Abbau der USAID-Fonds.
Der Cornell University und der Northwestern Universität hat die Trump-Regierung 1.8 Milliarden US-Dollar entzogen, dies im Zusammenhang mit «Diskriminierung in Programmen und Aktivitäten», wie ein Regierungsvertreter sagte.
Daneben befinden sich mehr als 50 Universitäten wie Yale, Duke, das MIT und die Arizona State unter Regierungs-Beobachtung wegen Trumps Gender-Politik.
Stellen Schweizer Universitäten einen Zulauf fest? Auf Anfrage von SRF antworten die meisten Schweizer Universitäten, dass sie bisher nicht mehr Bewerbungen aus den USA erhielten und es noch zu früh sei, etwas festzustellen. Zwei Hochschulen sehen eine Zunahme. Die Universität in Lugano schreibt: «Wir wurden bereits von mehreren in den Vereinigten Staaten tätigen Forschern kontaktiert, die ihr Interesse an einem möglichen Wechsel in die Schweiz bekundet haben.» Und an der EPFL in Lausanne gingen mehr Bewerbungen aus den USA ein. «Im Moment ist tatsächlich festzustellen, dass das Interesse noch grösser ist als sonst», sagt EPFL-Vizepräsident Ambrogio Fasoli.
Angefragte Universitäten
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SRF hat folgende Universitäten nach Interesse von US-Wissenschaftlern und -Wissenschaftlerinnen gefragt sowie um Auskunft gebeten, ob sie verstärkt um solches Personal werben:
EPFL
ETH
Universität Basel
Universität Bern
Université de Fribourg
Université de Genève
Université de Lausanne
Universität Luzern
Université de Neuchâtel
Universität St. Gallen
Università della
Svizzera italiana Universität Zürich
Keine Antwort schickte die Université de Neuchâtel.
Wie wichtig sind US-Forscher- und -Forscherinnen für die Schweiz? Sie sind schon heute bedeutend. Mit keinem anderen Land arbeiten Schweizer Forschende häufiger zusammen für wissenschaftliche Publikationen (14 Prozent). Und mit keinem Partnerland erhalten Schweizer Forschungsprojekte häufiger Geld vom Schweizerischen Nationalfonds. Das teilt das Staatssekretariat für Forschung, Innovation und Bildung (SBFI) mit. An den Schweizer Universitäten selbst bilden sie eine eher kleine Gruppe: Laut Bundesamt für Statistik stammen 747 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen an Schweizer Universitäten aus den USA (das entspricht 1 Prozent). Die meisten sind bei der ETH Zürich angestellt (239), gefolgt von der Universität Zürich (123) und der EPFL in Lausanne (97).
Legende:
An der ETH Zürich sind die meisten US-amerikanischen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen beschäftigt. Im Moment stellt man aber keine Zunahme bei den Bewerbungen fest – im Gegensatz zum Pendant in Lausanne, der EPFL.
Keystone/Gaetan Bally
Wie reagieren Sie darauf? Laut Columbia-Professor Stephan Meier wäre es für Schweizer Universitäten jetzt die Gelegenheit, exzellente Forscher und Forscherinnen abzuwerben: «Wäre ich an einer Schweizer Uni, würde ich schon versuchen, Personen anzuziehen, die in den USA extrem betroffen sind.» In Frankreich werben einige Hochschulen US-Personal aktiv an, darunter Aix-Marseille und Toulouse. Auch in Deutschland hat eine Gruppe hochrangiger deutscher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dazu aufgerufen, gezielt um Forschende aus den USA zu werben. Die Schweizer Hochschulen antworten aber unisono, dass sie nicht aktiv Personen abwerben würden.
Weshalb halten sie sich zurück? Das SBFI schreibt, es sehe solche Programme «als Widerspruch zum Grundsatz des Wettbewerbs und der Exzellenz im Hochschulbereich». Und: «Wir wissen, dass talentierte Wissenschaftler aus aller Welt durch attraktive Forschungsumgebungen, hohe akademische Standards und internationale Kooperationen angezogen werden. Unsere Hochschulen bieten solche Bedingungen und sind darum im Wettbewerb um Talente in einer guten Ausgangslage.» Sprich: In der Schweiz geht man davon aus, dass die US-Forscher und Forscherinnen von selbst kommen werden.
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