- Der Kanton Zürich will seine Verwaltungen besser vor Hacker-Angriffen schützen.
- Aus diesem Grund baut er ein neues, kantonales Zentrum für Cybersicherheit auf – also Sicherheit rund um Computer und IT – das beim Amt für Informatik angesiedelt ist.
- Hierfür bewilligt der Regierungsrat 18 neue Stellen, mit Investitionen in der Höhe von knapp zehn Millionen Franken bis 2025.
Es ist nur das jüngste Beispiel im Kanton Zürich: Eine Woche lang ging in Bülach nichts mehr. Die Angestellten der Gemeinde konnten bis vor ein paar Stunden keine E-Mails mehr lesen oder versenden, die Stadtverwaltung war nur telefonisch oder persönlich vor Ort erreichbar. Auch das Kassensystem der Badi etwa funktionierte nicht mehr.
Zwar ist dies ein Zufall, doch hat der Regierungsrat des Kantons Zürich heute über seine neuen Pläne bezüglich Cybersicherheit informiert. Der Vorfall in Bülach habe ihn überrascht, sagte Regierungspräsident Ernst Stocker, «aber eigentlich zeigt das, wie akut diese Problematik ist und dass es wichtig ist, dass wir seitens Kanton dieses Thema aufgegriffen haben». Der Kanton gehe nämlich davon aus, dass auch er früher oder später Ziel eines grösseren Angriffs auf seine IT-Infrastruktur werde. Und dies gelte es unbedingt zu vermeiden.
Etappenweise zum Ziel
Von heute auf morgen volle Cybersicherheit zu erreichen, sei unmöglich, so der Informationssicherheitsbeauftragte Philipp Grabher. Nur schon die Stellen zu besetzen, sei schwierig, da der Markt für jene Fachleute derzeit sehr dünn sei.
Zuerst sollen deshalb die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser im Umgang mit den Bedrohungen aus dem Netz geschult werden. Denn häufig sei der Faktor Mensch entscheidend, zum Beispiel bei unvorsichtigem Umgang mit E-Mails oder Links, die Schadsoftware enthalten.
Ferner werden sogenannte ethische Hacker angeheuert. Sie sollen Schwachstellen im System ausfindig machen, die mit den herkömmlichen Methoden und Anwendungen unentdeckt bleiben. Ebenso will der Kanton den Zürcher Städten und Gemeinden eine Plattform zur Verfügung stellen, auf der sie sich im Umgang mit Cyberbedrohungen schulen können. Generell sollen der Austausch und die Vernetzung mit den verschiedenen staatlichen Stellen und Akteuren intensiviert werden.
Auch die Standortfrage zentral
Im Hinblick auf einen besseren Schutz vor Cyberangriffen sei auch die Standortfrage zentral. Der Schutz von behördlichen Daten und von kritischer Infrastruktur werde als Qualitätsmerkmal eines Standorts immer wichtiger, begründet Ernst Stocker die Pläne des Kantons. Wenn zum Beispiel kleinere Firmen Lösegeld zahlten, um die gehackten Daten wieder zurückzuerlangen, dann sei das einerseits für die Firmen schädlich und ärgerlich, andererseits wecke das aber auch den Appetit der Kriminellen – und das mache es erst recht gefährlich. «Diese Angriffe werden nicht abnehmen. Wir haben also gar keine Wahl, und ich werde alles daran setzen und auch die nötigen Mittel freispielen, damit wir das machen können», sagte Stocker.
Nach der einmaligen Umsetzung, die mit rund 10 Millionen Franken für die nächsten drei Jahre veranschlagt ist, kommen wiederkehrende Kosten in der Höhe von 3.5 Millionen Franken pro Jahr. Obwohl es schwierig werden dürfte, die Stellen wie gewünscht zu besetzen, will der Kanton das Personal für das geplante Cybersicherheitszentrum noch in diesen Wochen rekrutieren.