Derzeit betreibt die SBB etwa 30 Fernverkehrslinien. Einige davon sind lukrativ, und darum möchte sich auch die Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn (BLS) ein Stück vom Kuchen abschneiden. Am Freitag hat sie deshalb ein Konzessionsgesuch für fünf Fernverkehrslinien eingereicht.
Doch davon hält die SBB nichts und wehrt sich dagegen. Sollte die BLS eine Teilkonzession bekommen, schliesst SBB-Chef Andreas Meier einen gerichtlichen Weiterzug bis zum Bundesgericht nicht aus. Das sagte er in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. Für den SBB-Chef ist Konkurrenz für das Schweizer Fernverkehrsnetz eben nicht der Stachel im Fleisch, der mehrere Anbieter zu Bestleistungen im Service treibe.
Das Bahnsystem in der Schweiz bestehe aus einem Drittel profitabler Linien und zwei Drittel unprofitablen, so Meyer. Wenn nun einige gewinnbringende Strecken herausgebrochen und an einen anderen Betreiber vergeben würden, komme das ganze System ins Wanken.
Kunden als Verlierer
Die Bahnreisenden wären, so Meyer, also nicht der Gewinner, sondern unter dem Strich gar die Verlierer. Denn Meyer ist überzeugt, dass die Aufteilung der Fernverkehrsstrecken unter mehreren Betreibern den Kundenservice nicht verbessern würde. Denn BLS und SBB böten denselben Service, mit ungefähr gleichem Rollmaterial zu den gleichen Preisen.
Dennoch schliesst SBB-Chef Meyer eine Zusammenarbeit mit der BLS im Fernstreckenbereich für die Zukunft nicht aus. Ob es allerdings dazu kommt, ist fraglich. Die entsprechenden Verhandlungen in den letzten Monaten liefen auf.
Darum ist der Entscheid, den das Bundesamt für Verkehr bis im Dezember fällen muss nicht nur ein Systementscheid, sondern auch ein Schiedsspruch im Streit der kleinen BLS gegen den Schweizer Bahn-Goliath SBB.