In der Schweiz haben einzelne Kantone mit dem Impfen gegen Covid-19 begonnen. Die einen freuen sich, andere sind skeptisch. Verunsichert sind etwa Allergikerinnen und Allergiker. Denn in Grossbritannien, USA und Kanada reagierte eine geringe Anzahl Personen allergisch auf den Impfstoff von Pfizer/Biontech, der nun auch in der Schweiz eingesetzt wird. Peter Schmid-Grendelmeier von der Allergiestation am Universitätsspital Zürich gibt Entwarnung: «Allergische Reaktionen auf Impfstoffe sind sehr selten.»
SRF News: Ist eine Impfung gegen Covid-19 klug, wenn jemand eine Allergie hat auf Pollen, Bienenstiche, Nüsse und so weiter?
Peter Schmid-Grendelmeier: Ja, das Impfen ist für die Betroffenen durchaus klug. Patienten mit Allergien auf Pollen, Milben, oder auch Nahrungsmittel sind nicht gefährdeter durch den Impfstoff als die Durchschnittsbevölkerung.
Wie kann jemand wissen, ob er oder sie allergisch ist gegen den von Pfizer/Biontech verwendeten Impf- oder Hilfsstoff?
Zu Einen, wenn jemand schon einmal auf Impfungen reagiert hat mit wirklich schweren allergischen Reaktionen – ich denke da an Nesselfieber, Atemnot oder gar Kreislaufzusammenbruch –, dann sollte er das mit der behandelnden Ärztin, dem behandelnden Arzt absprechen, bevor er sich impfen lässt.
Viele Bestandteile von Impfstoffen sind gar nicht fähig, Allergien auszulösen.
Insgesamt sind allergische Reaktionen auf Impfstoffe sehr selten, vor allem gefährliche. Die Bestandteile dieses Impfstoffs, etwa das Polyethylenglycol (PEG), sind normalerweise in anderen Impfstoffen gar nicht enthalten. Deswegen kann natürlich niemand wissen, ob er darauf reagiert. Aber wenn jemand schon einmal auf eine unbekannte Substanz, die ihm gespritzt wurde, schwer allergisch reagiert hat, dann sollte er das mit der zuständigen Stelle besprechen. In Zürich haben wir das so gelöst, dass eine Besprechung mit dem Allergiespezialisten oder sogar eine Austestung stattfinden würde.
Ist es nachgewiesen, dass dieser Stoff allergische Reaktionen auslöst?
Zumindest bei den Fällen in Grossbritannien scheint es dieser Bestandteil gewesen zu sein. Man muss aber auch sagen: Viele Bestandteile von Impfstoffen sind gar nicht fähig, Allergien auszulösen, weil sie zu klein sind und deswegen für schwere allergische Reaktionen nicht infrage kommen.
Sorgen machen sich auch Personen mit Asthma. Was empfehlen Sie ihnen?
Patienten mit allergischen Asthma empfehle ich auf jeden Fall, sich impfen zu lassen. Denn gerade durch eine Coronainfektion erhöht sich das Risiko, dass das Asthma sich verschlechtert, und das überwiegt das Risiko einer allergischen Reaktion auf diesen Impfstoff bei Weitem. Asthmatiker ohne Vorgeschichte mit Impfstoffreaktionen sollten sich unbedingt impfen lassen.
Wann tauchen allergische Reaktionen auf Impfstoffe in der Regel auf?
Die heiklen, schweren Reaktionen treten sehr rasch auf, meistens innerhalb der ersten halben Stunde oder sogar noch schneller. Deswegen raten wir auch Patienten, die schon heikle Reaktionen auf sonstige gespritzte Medikamente hatten, zum Beispiel etwas länger überwachen zu lassen, sodass man noch im Bereich der ärztlichen Versorgung ist, falls so etwas passieren sollte.
Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.