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Begleitung am Lebensende «Bis zum Ende im Leben» – eine Sterbe-Doula erzählt

Eine Frau begleitet als Lebensende-Doula Sterbende und ihre Angehörigen – ohne Pflege, aber mit viel Menschlichkeit.

Der Tod ist ein Tabuthema, das viele Menschen meiden. Doch Anne Christine Dölling hat sich bewusst damit auseinandergesetzt. Aus ihrer eigenen Angst heraus begann sie, sich intensiver mit dem Lebensende zu befassen. «Ich fürchtete mich sehr vor dem Tod», sagt sie zu SRF.
Heute begleitet sie als Lebensende-Doula Menschen auf ihrem letzten Weg. Diese Tätigkeit ist kaum bekannt – bisher sind Doulas in der Öffentlichkeit vor allem als Schwangerenbegleiterinnen bekannt.

Anne Christiane Dölling
Legende: Lebensende-Doula Anne Christine Dölling hat einen Verein gegründet, um die Ausbildung von Doulas auch in der Deutschschweiz zu etablieren. SRF/Oliver Kempa

«Eine Doula ist eigentlich eine Begleiterin», erklärt Anne Christine Dölling. «Wir sind da, um Menschen in einer schwierigen Zeit beizustehen – sei es nach einer schweren Diagnose oder bis zum Lebensende. Oft unterstützen wir auch die Angehörigen.» Dabei gehe es nicht um medizinische oder pflegerische Dienstleistungen, sondern um emotionale, spirituelle und soziale Begleitung.

Als Doula geht es darum, auszuhalten, was ist – ohne zu versuchen, es zu ändern.
Autor: Anne Christine Dölling Lebensende-Doula

Ein wesentlicher Aspekt der Arbeit sei das reine Dasein. «Wir möchten oft helfen, etwas tun, Probleme lösen. Aber als Doula geht es darum, auszuhalten, was ist – ohne zu versuchen, es zu ändern.» Diese Haltung sei eine grosse Herausforderung, aber zugleich das Herzstück der Arbeit.

Sterbe-Doulas in der Deutschweiz mangelware

In der Westschweiz gibt es bereits über 200 ausgebildete Doulas. Anne Christine Dölling hat daher den Verein «Lebensende Doula Schweiz» gegründet, um auch in der Deutschschweiz eine Ausbildung aufzubauen. Sie konnte dafür die Unterstützung des Kantons Freiburg und Palliativ Freiburg gewinnen.

Die Ausbildung umfasst 15 Kurstage und richtet sich an Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und einem Mindestalter von 25 Jahren. Noch wichtiger als formale Kriterien seien jedoch persönliche Eigenschaften: «Offenheit, Toleranz und die Fähigkeit, eigene Emotionen zu reflektieren, sind entscheidend. Wer mit sich selbst nicht im Reinen ist, sollte sich erst um die eigenen Themen kümmern.»

Doulas in der Schwangerschaft

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Der Begriff «Doula» ist bislang vor allem vielen Schwangeren und ihren Partnern bekannt.

Doula stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet so viel wie «Dienerin der Frau». Doulas begleiten schwangere Frauen auf ihrem Weg in die Mutterschaft. Sie haben keine medizinische Ausbildung und ersetzen weder Hebamme, noch Arzt. Das Rüstzeug für ihre Tätigkeit eignen sie sich während eines zwölftägigen Kurses an. Danach begleiten sie Mütter oder Eltern vor, während und manchmal auch nach der Geburt ein Stück des Weges.

Dass die Arbeit einer Doula eine tiefe Wirkung hat, zeigten viele berührende Geschichten, die sie erlebt hat. Letztes Jahr durfte sie eine schwerkranke Frau begleiten. Sie sei zwar von ihrer Familie liebevoll umsorgt worden, habe dennoch das Bedürfnis gehabt, frei mit jemandem sprechen zu können. «Sie hatte noch Dinge zu klären, besonders in Bezug auf ihre Enkelkinder. Dass ihre Tochter dieses Bedürfnis erkannt hat, war berührend», sagt Dölling. 

Ob sie die Arbeit selbst belastet? «Nein», sagt Anne Christine Dölling bestimmt. «Es berührt mich tief, aber es ist ein Geschenk, Menschen in diesen Momenten begleiten zu dürfen. Bis zum Ende sind wir im Leben – oft still, aber voller Bedeutung.»

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 19.2.2025, 17.30 Uhr ; 

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