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Begrenzungsinitiative: Zwei Deutsche in der Schweiz reflektieren
Aus Rendez-vous vom 18.08.2020. Bild: Keystone
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Begrenzungsinitiative Deutsche in der Schweiz: «Wollen die mich gar nicht?»

Auch die grosse deutsche Gemeinde der Schweiz kommt vor der Initiative gegen die Personenfreizügigkeit ins Grübeln. 2014 ist nicht vergessen.

Nach dem Ja zur Masseneinwanderungsinitiative vor sechs Jahren fühlten sich viele deutsche Staatsangehörige in der Schweiz zurückgewiesen. Jetzt erleben sie mit der sogenannten Begrenzungsinitiative der SVP erneut einen Abstimmungskampf, der sich potenziell auch gegen ihre Zuwanderung richtet.

Laura L. ist 35, seit zehn Jahren lebt und arbeitet sie in der Schweiz. Die Liebe zu einem Berufskollegen lockte die Architektin nach Bern. Eigentlich wollte sie nur für ein Praktikum bleiben, doch sie sei mit offenen Armen empfangen worden, habe neue Freunde gefunden und fühle sich jetzt hier heimisch.

Die Plakate von 2014

Aber 2014, als sie von einem Besuch im Ausland zurückkam, empfingen sie Plakate in rot-schwarz: Der Abstimmungskampf zur Masseneinwanderungsinitiative hatte begonnen: «Das Plakat am Bahnhof gab mir das Gefühl, nicht willkommen zu sein. Die wollen mich gar nicht. Was mache ich hier eigentlich?»

Im Alltag hatte ich grösstenteils Offenheit und Akzeptanz erlebt. Die Initiative stand genau für das Gegenteil.
Autor: Laura L. Architektin

«Masslosigkeit schadet» und «Masseneinwanderung stoppen» stand auf diesen Plakaten. Diese Sprache ihrer neuen Heimat verstand die Architektin nicht mehr: «Im Alltag hatte ich grösstenteils Offenheit und Akzeptanz erlebt. Die Initiative stand genau für das Gegenteil.»

Laura L. fühlte sich abgelehnt und fand es unfair, mit allen Ausländern in eine Schublade gesteckt zu werden. Dennoch machte sie sich damals keine Sorgen um ihre Zukunft in der Schweiz. Dann wurde die Masseneinwanderungsinitiative knapp angenommen.

Der Schock

Laura L. war fassungslos, wie sie sagt. Ihr Landsmann Maik B., der seit 2011 in Luzern lebt, spricht von einem Schock: «Nach drei Jahren hat man erst eine Aufenthalts-, aber noch keine Niederlassungsbewilligung. Es stellte sich die Frage, ob sich etwas ändert und was ich tun muss, um hier bleiben zu können.»

Es war ein Schock. Es stellte sich natürlich die Frage, was ich tun muss, um hier bleiben zu können.
Autor: Maik B. Informatiker

Maik B. fühlte sich überrumpelt und war verunsichert. Der 40-Jährige hatte damals in Hamburg alles hinter sich gelassen und wollte sich mit seiner Schweizer Freundin in Luzern ein Nest bauen. Aber als Verkäufer gehörte er nicht zu den gefragtesten Berufsleuten: «Als ich noch im Verkauf arbeitete, war mir klar, dass es mich nicht unbedingt braucht und ich jederzeit zurückgeschickt werden kann.»

Die Sorge um die Schweiz

Heute ist Maik B. gelassener. Er glaubt nicht, dass die sogenannte Begrenzungsinitiative angenommen wird. Und er ist jetzt im Online-Marketing tätig. Ausserdem hat er eine Niederlassungsbewilligung erhalten.

Viel mehr als um sich sorgt sich Maik B. um die Schweiz. Er befürchtet, dass eine Kündigung der Personenfreizügigkeit für die Schweiz negative Folgen hätte: «Hätte es vielleicht sogar zur Folge, dass sich die Schweiz zwangsläufig mehr an die EU anpassen muss, da die aufgekündigten Verträge neu verhandelt werden müssten?»

Die Fragen der Daheimgebliebenen

Auch Architektin Laura L. sieht bei einer Annahme der Initiative Nachteile auf die Schweiz zukommen: Die Wirtschaft würde geschädigt und das gute Image der Schweiz könnte Risse bekommen: «Eltern und Freunde aus Deutschland fragen mich, was los ist. Da muss ich das erklären und in gewisser Weise auch rechtfertigen, was mir schwerfällt.»

In den Augen der SVP gibt es nichts zu rechtfertigen. Die Personenfreizügigkeit habe der Schweiz nichts gebracht ausser verstopfte Strassen, Lohndruck und Arbeitslosigkeit bei älteren Arbeitnehmern. Deshalb müsse die Schweiz die Zuwanderung wieder selber steuern.

Rendez-vous, 18.08.2020, 12:30 Uhr

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