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Beinahe-Unfall am Walensee Lokführer verhindert Unfall im letzten Moment

Ein Lokführer der SOB bringt einen Interregio kurz vor dem Aufprall auf zwei Baumaschinen zum Stehen. Alle seine Signale standen auf grün.

Es geschah an einem Montagabend Mitte Juli: Der Interregio 35 der Südostbahn fährt ohne Halt dem Walensee entlang Richtung Sargans. Kurz nach elf Uhr nähert sich der Zug dem Bahnhof Unterterzen.

Der Lokführer kann erst gut 500 Meter vor den Perrons in den Bahnhof sehen – und entdeckt dort zwei Baumaschinen auf seinem Gleis. Er zieht die Bremse.

Hätte so nicht geschehen dürfen

Dass es nicht zum Unfall kam, ist für Hubert Giger, Präsident des Lokführerverbands (VSLF), schlicht pures Glück: «Offensichtlich hat der Lokführer das früh genug richtig eingeschätzt und gehandelt.» Nur so habe Schlimmeres verhindert werden können. «Das ist sicher eine sehr glückliche Situation, angesichts der Ausgangslage.» Aber das hätte so gar nicht passieren dürfen, so Giger.

Ein Zug der Südostbahn steht auf einem Gleis. In den Fenstern spiegelt sich ein Zug der SBB.
Legende: Sowohl die SBB als auch die SOB geben sich aktuell wortkarg. Keystone/Gaetan Bally

Der Zug sei nur 100 Meter vor dem Aufprall zum Stehen gekommen, berichtet die «Schweizer Eisenbahnrevue», die den Fall in ihrer aktuellen Ausgabe ebenfalls aufnimmt. Wäre der Zug schneller unterwegs gewesen, hätte der Lokführer im falschen Moment auf seine Instrumente geschaut oder hätte es sich um einen Zug mit weniger guten Bremsen gehandelt, wäre es am Walensee im Sommer zu einem Zusammenstoss gekommen. Dennoch hat bislang keines der beteiligten Unternehmen aktiv über den Vorfall informiert.

SUST: «Schwerer Vorfall» mit «Zugsgefährdung»

Denn obwohl Baumaschinen auf den Gleisen standen, waren alle Signale für die Einfahrt des Zuges auf Grün. Der Fahrdienstleiter der SBB in der Zentrale am Flughafen Zürich hatte sich versichert, dass das Gleis für den Interregio frei ist. Auch deshalb schreibt die Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) in ihrem Vorbericht von einem «schweren Vorfall» mit einer «Zugsgefährdung».

Stellungnahmen der involvierten Unternehmen

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Die SBB als verantwortliche Infrastrukturbetreibern äussert sich aktuell nicht zum Fall Unterterzen. Auch das betroffene Bauunternehmen, das das Gleis als «frei» gemeldet hat, nimmt derzeit nicht Stellung.

Bei der Südostbahn heisst es lediglich, man habe die etwa 25 Fahrgäste in Unterterzen nach dem Vorfall «so umfangreich wie nötig» informiert. Sie kamen mit mehr als einer Stunde Verspätung in Chur an.

Christoph Kupper, bei der Sust für den Bereich Bahnen zuständig, sagt: Das Sicherheitssystem habe Lücken. «Es zeigt sich natürlich jetzt durch die Häufigkeit, dass das System noch verbesserungsfähig ist.»

Weitere vergleichbare Fälle

Es ist nicht der erste Fall, in dem Gleise irrtümlich als frei gemeldet wurden. Recherchen von Radio SRF zeigen mindestens drei ähnliche Fälle in den letzten Jahren, in denen belegte Gleise befahren wurden.

Immer waren Kommunikationsprobleme bei der sogenannten Gleisfreimeldung Teil des Problems, vor allem im Zusammenhang mit Bau- und Unterhaltsarbeiten. Die Sust untersucht den Vorfall aktuell. In ihrem Schlussbericht kann sie Empfehlungen zur Anpassung der Vorschriften machen.

HeuteMorgen, 26.09.2023, 06:00 Uhr

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