Roberto Cirillo, der neue Chef der Schweizerischen Post, hat sich erstmals der Öffentlichkeit gestellt. Der 47-jährige Tessiner absolvierte seine bisherige Laufbahn ausserhalb der Post, in der Privatwirtschaft im In- und Ausland. Im Gespräch mit SRF News erklärt er, warum er trotzdem das Rüstzeug mitbringt, um den Gelben Riesen zu führen.
SRF News: Sie kommen aus der Privatwirtschaft. Verliert jetzt der Service public, also die Grundversorgung, noch mehr an Bedeutung bei der Post?
Roberto Cirillo: Auf keinen Fall. Wir werden daran arbeiten, dass wir eine starke, selbstfinanzierende Grundversorgung weiterentwickeln – die Grundversorgung der Zukunft.
Wie sieht denn eine starke Grundversorgung für Sie aus?
Ich habe sehr konkrete Vorstellungen. Die Grundversorgung soll für alle da sein, sie soll etwa auch für die Jugend relevant sein.
Wir können und werden auch weiter investieren, um die Grundversorgung der Zukunft zu entwickeln.
Eine 13-Jährige soll zum Beispiel jeden Tag einen Dienst der Post in Anspruch nehmen können. Das wollen wir weiterentwickeln.
Das klingt nach einem Spagat. Man hört immer, die Post müsse sparen, das Kerngeschäft breche weg. Nun sagen Sie, dass Sie die Grundversorgung stärken wollen. Wie passt das zusammen?
Es passt zusammen. Wir müssen dort sparen, wo die Nachfrage zurückgeht. Das ist unausweichlich. Wir müssen weiterhin als Unternehmen gesund bleiben. Aber wir können und werden auch weiter investieren, um die Grundversorgung der Zukunft zu entwickeln.
Kann man sich das etwa so vorstellen: Mehr E-Voting, dafür weniger Briefpost in Zukunft?
Nicht unbedingt nur E-Voting. Es geht um Dienstleistungen, die für die gesamte Bevölkerung, also Alt und Jung, Stadt und Land, relevant sind.
Es gibt keine Baustelle, die wichtiger ist als die andere.
Es gab Kritik, dass Sie in der Schweizer Politik nicht so gut vernetzt seien. Überlassen Sie das dem Verwaltungsratspräsidenten Urs Schwaller, der gut vernetzt ist?
Ich schätze seine grosse Erfahrung auf dem politischen Parkett sehr. Aber ich freue mich auch darauf, mit der Schweizer Politik in Kontakt zu kommen und zusammenzuarbeiten, um die Post der Zukunft zu bauen.
Die Post hat ja sehr viele Baustellen. Welche ist aus Ihrer Sicht die grösste, womit beginnen Sie?
Wir müssen die Post als ein Unternehmen betrachten, also eine Gesamtschau der Post entwickeln. Wir müssen wieder ein Gleichgewicht der Dienstleistungen etablieren, die die Post erbringt. Es gibt keine Baustelle, die wichtiger ist als die andere. Ich kenne aber die Dossiers, die in der nahen Zukunft wichtig sind: Postfinance und das Postnetz. Wir müssen an diesen Dingen aber arbeiten, ohne die Gesamtschau zu verlieren.
Das Gespräch führte Denise Schmutz.