Sie ist in einem alten Zollhaus untergebracht, knapp einen Kilometer von Basel entfernt auf französischem Boden: die Beratungsstelle «Infobest Palmrain». Beraterinnen und Berater aus Frankreich, Deutschland und aus der Schweiz arbeiten hier. Sie beantworten seit rund 30 Jahren pro Jahr um die 5000 Fragen zum Leben im Dreiland, bringen mit ihrer Arbeit Licht in den Dschungel von Gesetzen, Bestimmungen und trinationalen Abmachungen.
«Die meisten Fragen, die uns gestellt werden, kommen von Grenzgängern. Zum Beispiel: In welchem Land muss ich Steuern zahlen? Oder: Wo bin ich jetzt versichert», schildert der Schweizer Vertreter der Beratungsstelle, Marc Borer. Häufig seien es aber auch sehr persönliche Fragen und Anliegen, die an die Beraterinnen und Berater herangetragen werden.
«Kündigungen, Arbeitsrecht, Behinderungen: Das sind alles sehr emotionale Themen. Da kommt es schon mal vor, dass wir sehr wütende Leute am Telefon haben. Manchmal komme ich mir etwas vor wie ein Sozialarbeiter», schildert Borer weiter.
Längst berät «Infobest Palmrain» aber nicht mehr nur Grenzgängerinnen und Grenzgänger. «Da kommen wirklich alle möglichen Fragen zusammen. Ich habe auch schon einer Frau erklären dürfen, wie sie sich in der Schweiz mit ihrem Domina-Studio selbstständig machen kann», erzählt Borer.
Schwierige Situation – die Coronazeit
Während der Pandemie häuften sich die Anfragen. Das Telefon klingelte pausenlos. Die Pandemie: fürs Dreiland einschneidend. In einer Region, wo sich Freunde und Familien natürlich und ohne Einschränkungen über die Grenzen bewegen konnten, ein tiefer Einschnitt.
«Über Monate wussten wir nicht, was all diese Regeln aus drei verschiedenen Ländern konkret fürs Leben hier im Dreiland bedeuten. Das Beschaffen und Verifizieren dieser unterschiedlichen Regelungen hat unzählige Arbeitstage in Anspruch genommen», so Borer. Die Nachwehen dieser Zeit seien bis jetzt spürbar.
Probleme bereiten nun vor allem Gesetze, die noch vor der Corona-Krise gemacht wurden. So wurde das Homeoffice für Grenzgängerinnen und Grenzgänger in einem Ausmass möglich, wie dies die Gesetze aus den letzten 50 Jahren nicht vorgesehen hatten. Die Unsicherheit rund ums Thema Homeoffice sei bei den Leuten im Dreiland gross.
Über Monate wussten wir nicht, was all diese Regeln fürs Leben im Dreiland bedeuten.
Mitunter erreichen «Infobest Palmrain» sogar Fragen aus Hamburg und Berlin. Denn heute kann es reichen, dass eine Arbeitskraft im Monat einmal aus dem Norden von Europa nach Basel fliegt und den Rest ihrer Arbeit zu Hause im Homeoffice erledigt.
Doch per Definition müssen Grenzgängerinnen und Grenzgänger Grenzen überqueren und nicht von zu Hause aus dem Ausland arbeiten. Borer meint aber: «Letztlich geht es darum, dass die Menschen sich verstehen. Das ist in einer Region mit drei Ländern und vier Sprachen zentral. Am Ende des Tages geht es darum, die Menschen zusammenzubringen.»