Wer sich von einem Medium unfair behandelt fühlt, kann sich an den Verein Fairmedia wenden – gratis. So können sich Personen, die Medienschaffenden Auskunft gegeben haben und ihre Aussagen nicht korrekt wiedergegeben sehen, diskret beraten lassen über die Rechtslage und wie man sich wehren kann.
Gegründet wurde «Fairmedia» 2015 in Basel. Auslöser war die Übernahme der Basler Zeitung durch Christoph Blocher. Die Zeitung pflegte in der Folge einen ruppigen Stil, der teils als tendenziös wahrgenommen wurde. Inzwischen gehört die «BaZ» zum Tamedia-Konzern; ihr Stil hat sich geändert.
«Fairmedia» ist die Arbeit jedoch nicht ausgegangen, im Gegenteil hat der Verein nach eigenen Angaben immer mehr zu tun. Dies auch, weil Redaktionen unter Spardruck weniger Zeit für sorgfältige Arbeit haben.
Knapp wird jedoch das Geld. Anfang November rief der Verein über Soziale Netzwerke zum Spenden auf – falls nicht bis Ende Monat 30'000 Franken hereinkommen, sei er am Ende. «Ohne euren Support geht es nicht mehr weiter», heisst es im Video.
Ursache des Finanzierungsproblems sind ausgelaufene Beiträge von Stiftungen, die «Fairmedia» anfangs stark unterstützt hatten. Darum wurde die Tätigkeit neu ausgerichtet: Seit 2023 gibt es auch Beratungsabonnemente gegen Geld. Im Visier sind Vereine, Gemeinden oder Verwaltungsabteilungen, die unsicher sind wegen der Medienberichterstattung.
Dieses neue Angebot finde auch eine Nachfrage, sagt «Fairmedia»-Vorstandsmitglied Susanne Sugimoto: «Wir haben schon einige dieser Abos verkauft». Die Kundschaft ist breit: von Mitgliedern des Bundesparlaments über Privatschulen bis zu KESB-Stellen. Rund die Hälfte machen solche Aktivitäten heute aus, doch die Einnahmen reichen noch nicht.
Die Schwierigkeit dabei sei, dass ihre Arbeit im Stillen geleistet werde, sagt Sugimoto. Auch wer sich beraten lässt, spreche oft ungern darüber: «Das ist eine grosse emotionale Belastung, wenn man plötzlich in die Medienöffentlichkeit gerät und sich das überhaupt nicht gewohnt ist.»
Alles geht sehr schnell heutzutage.
Lob gibt es von medienerfahrener Prominenz: Die Basler Nationalrätin Sibel Arslan (Grüne) schätzt die Arbeit des Vereins. Sie sei froh darüber: «Man kann eine professionelle Einschätzung einholen, weil alles sehr schnell geht heutzutage.»
Betroffene stellten sich Fragen: Etwa, wie sensibel man sein darf, wann Grenzen überschritten sind, wie man direkt Medienschaffende kontaktieren kann – aber auch welche Medienanwältinnen und -anwälte weiterhelfen können. Arslan selbst erhielt vor zehn Jahren eine zugesagte Leitungsfunktion in der Verwaltung des Kantons Basel-Landschaft nach kritischen Berichten der «Basler Zeitung» doch nicht.
Mehr Ärger mit Social Media
Die meisten Anfragen kommen laut Sugimoto jedoch von Nicht-Prominenten, und zwar aus der ganzen Schweiz. Dabei gehe es nicht nur um Zeitungen, Radios und Online-Portale, sondern zunehmend auch um Social Media. «Das überlappt sich immer mehr, weil die klassischen Medien ja auch auf Social Media unterwegs sind. Die Hemmschwelle für Kommentare, die sich dann sehr rasch verbreiten, ist sehr viel tiefer geworden.»
Derzeit leistet «Fairmedia» rund 50 Beratungen im Jahr. Teils reicht ein Telefonat, sagt Sugimoto, aber teils steige der Aufwand stark, wenn ein Rechtsfall daraus wird. Der Hilfeaufruf in eigener Sache wird jedenfalls wahrgenommen: Bei Halbzeit war über die Hälfte des Spendenziels erreicht.