Sieben Kilogramm Kleider werfen Schweizerinnen und Schweizer jedes Jahr in die Kleider-Sammelcontainer. 60'000 Tonnen Textilberge häufen sich jedes Jahr bei den Sammelstellen. Der grösste Teil davon landet im Ausland. Der Grund: Es wäre zu teuer, die Textilien in der Schweiz zu sortieren und weiterzuverarbeiten. Und es fehlt die dafür notwendige Technologie.
Abfallberge im Ausland
Im Ausland können die Textilien zu Problemen führen, wie beispielsweise in Ghana. Dort kommt es zu Abfallbergen, die Umwelt und Gesellschaft belasten.
Das soll sich ändern. Altkleider sollen vermehrt in der Schweiz sortiert und wieder verarbeitet werden. Das forderte der ehemalige SP-Nationalrat Roger Nordmann in einem politischen Vorstoss. Dieser wurde vom Parlament angenommen, und der Bundesrat hat nun einen entsprechenden Bericht veröffentlicht.
«Dieser Bericht ist eine gute Grundlage, weil er alle Probleme aufzeigt und auch Lösungspisten präsentiert, insbesondere die vorgezogene Recyclinggebühr, die sehr vielversprechend ist», sagt Nordmann. Er ist zufrieden mit dem Bericht.
Was steht im Bericht des Bundesrats?
Einen solchen vorgezogenen Recyclingbeitrag zahlt man heute zum Beispiel schon beim Kauf von Computern und anderen Elektrogeräten. Er soll in Zukunft auch bei Textilprodukten wie Kleidern anfallen. Diese Gebühr ermöglicht die Finanzierung eines Kreislaufsystems. Dabei sollen gebrauchte Kleider, die in der Schweiz gekauft wurden, auch in der Schweiz gesammelt, sortiert und rezykliert werden.
Branche bereits aktiv
Der Bundesrat bleibt in seinem Bericht vage. Er schreibt, «es wäre denkbar, auch in der Schweiz für Textilien» ein solches System einzuführen, bei dem die Produzenten in die Verantwortung genommen werden.
Bereits einen Schritt weiter ist die Textilbranche. Sie hat letzten November mit sieben Schweizer Textilunternehmen einen Verein gegründet, der sich Fabric Loop nennt. «Das Ziel dieses Vereins ist es, das textile Kreislaufsystem in der Schweiz zu organisieren und sich zu überlegen, wie ein solcher vorgezogener Recyclingbeitrag installiert werden könnte», sagt Nina Bachmann, Geschäftsleitungsmitglied des Verbands Swiss Textiles.
Der Verband handelt nicht nur aus eigener Überzeugung, sondern auch, weil die EU bereits 2022 beschlossen hat, die Textilbranche nachhaltiger zu gestalten.
Frankreich und die Niederlande kennen schon einen Recyclingbeitrag. Laut dem Branchenverband könnte dieser in der Schweiz 2027 eingeführt werden und auch für internationale Händler wie etwa Temu gelten.
Kleider würden etwas teurer
Beim Branchenverband ist man zuversichtlich. «Wir spüren momentan eine sehr positive Resonanz aus der Branche, vor allem von denjenigen, die sich schon mit Kreislaufprojekten beschäftigen», sagt Nina Bachmann. Diese Firmen würden merken, dass sie alleine nicht weiterkommen. «Deshalb sind wir sehr positiv, dass wir alle gewinnen können.»
Das T-Shirt würde mit der Einführung einer solchen Gebühr etwas teurer – allerdings nur etwa 20 Rappen.