Mit der Energiestrategie 2050 will die Schweiz mittelfristig aus der Kernenergie aussteigen und das Energiesystem klimafreundlich umbauen. Dies unter der Voraussetzung, dass die Versorgung mit Energie jederzeit gewährleistet sein muss und die Kosten für Strom und andere Energieträger für die Konsumenten tragbar bleiben.
Schweiz laut BFE auf Kurs
Wie dieser Umbau voran kommt, will das Bundesamt für Energie (BFE) von nun an regelmässig messen. Für 2018 ist der stellvertretende Direktor Pascal Previdoli zufrieden: «Das Ziel bei der Stromeffizienz pro Kopf ist bereits erreicht», sagt er. Und auch beim Gesamt-Energieverbrauch sei man gut unterwegs.
Konkret ist der Energieverbrauch pro Kopf in der Schweiz seit dem Jahr 2000 um rund 16 Prozent zurückgegangen. Damit ist der Wert, den sich der Bund für das Jahr 2020 vorgenommen hat, bereits heute erreicht.
Langfristig ist noch vieles offen
Ob die Schweiz auch auf dem Weg zur nächsten Marke im Jahr 2035 – bis dann sollten das Minus 43 Prozent betragen – auf Kurs ist, weiss Previdoli allerdings nicht. Es sei noch zu früh, dazu bereits heute etwas Verbindliches zu sagen.
Auch bleibt in dem Bericht des BFE offen, ob die Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energieträger – Sonnen- und Windenergie, aber auch Wasserkraft und Geothermie – reicht, um dereinst die Atomkraftwerke zu ersetzen.
Umweltallianz sieht Mängel
Die Nichtregierungsorganisationen der sogenannten Umweltallianz sind skeptisch. Sie teilen deshalb den Optimismus des BFE nicht. «Bei unserem eigenen Monitoring – dem Energiewende-Index – sehen wir, dass zu den Zielen, die wir erreichen sollen, noch eine beträchtliche Kluft vorhanden ist», sagt Elmar Grosse Ruse. Er ist Projektleiter Klima und Energie beim WWF.
Auch sei es zu einfach, wenn das BFE das Erreichte nur mit den Vorgaben in den Schweizer Gesetzen vergleiche. Es gebe auch noch internationale Verpflichtungen. In ihrem eigenen Energiewende-Index geht die Umweltallianz deshalb weiter und kommt zu einer anderen Einschätzung, was den Stand der Schweizer Energiewende betrifft.
Emissionen im Ausland ausgeblendet
Sehr stark sei die Abweichung beim Klimaschutz: «Wenn wir die Vereinbarung von Paris ernst nehmen – und die hat die Schweiz bekanntlich auch unterschrieben – stellen wir einen grossen Rückstand fest», so Ruse.
Konkret sind die Emissionen in den letzten Jahren pro Person zwar um rund 1,6 Tonnen auf 4,4 Tonnen zurückgegangen. Allerdings sind dabei die Emissionen, die Schweizerinnen und Schweizer im Ausland verursachen – und die grösser sind als die inländischen – noch gar nicht mit eingerechnet.
Es braucht weitere Massnahmen
BFE-Vizedirektor Previdoli ist sich dieser Unsicherheiten bewusst. Auch er sagt, dass es für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens weitergehende Massnahmen brauche. Er betont dabei aber den «wichtigen Beitrag» der Massnahmen zur Reduzierung der energiebedingten CO2-Emissionen. «Doch ob sie reichen, ist derzeit noch nicht klar», so Previdoli.
Es lässt sich festhalten: Die Schweiz geht in die richtige Richtung. Doch sie muss künftig wohl noch einen Zacken zulegen, wenn die Energiewende ein Erfolg werden soll. Den nächsten Hinweis gibt der Monitoringbericht in einem Jahr.