Was Pestizidrückstände im Schweizer Trinkwasser angeht, da gibt der Verband der Kantonschemiker Entwarnung. Die Qualität sei gut – aber in einigen Gebieten könnte sie noch besser sein.
Rund 300 Proben aus der gesamten Schweiz haben die Kantonschemiker auf Rückstände von Pflanzenschutzmittel untersucht. Bei insgesamt zwölf Proben wurden die Höchstwerte überschritten, meist handelte es sich um Chlorothalonil-Sulfonsäure, ein Abbauprodukte des Fungizides Chlorothalonil.
Grenzwerte um das Zehnfache überschritten
Welche Regionen genau betroffen sind, wollen die Kantonschemiker nicht sagen. Fakt ist aber, dass es sich um Regionen handelt in denen intensiver Obst- und Ackerbau betrieben wird.
An die betroffenen Trinkwasserversorgungen sind rund 170'000 Personen angeschlossen. Teilweise wurden die Grenzwerte für Abbauprodukte von Chlorothalonil bei einzelnen Wasserquellen bis um das Zehnfache überschritten.
Im Trinkwasser von rund 420'000 Konsumenten konnten die Kantonschemiker zudem Abbauprodukte von Pestiziden nachweisen. Für sie sind in der Schweiz keine Höchstwerte festgelegt.
Verschiedene Testmethoden
Was das Fungizid Chlorothalonil betrifft, sind bis heute 13 verschiedene Abbauprodukte bekannt. Nicht alle gelten jedoch als «genotoxisch», das heisst, dass sie im genetischen Material von Zellen Änderungen auslösen könnten.
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) und das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) kommen bei mindestens zwei Abbauprodukten zu unterschiedlichen Schlüssen.
Die europäische Behörde betrachtet sie als «genotoxisch», das BLV nicht. Der Grund dafür sind unterschiedliche Untersuchungsmethoden.
Verbot kommt diesen Herbst
Fast 50 Jahre lang galt das Fungizid Chlorothalonil als unbedenklich. Jedes Jahr sprühten Schweizer Bauer bis zu 30 Tonnen über ihre Kulturen. Diesen April entzog die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (ESFA) dem Pflanzenschutzmittel die Zulassung.
Der Grund: Chlorothalonil könnte krebserregend sein. In der Schweiz ist das Pestizid noch im Einsatz. Im August hat der Bundesrat angekündigt, dass er die Zulassung widerrufen will.