Ein Bericht des Bundesamtes für Umwelt zeigt: Das Grundwasser, Lieferant von 80 Prozent unseres Trinkwassers, ist vielerorts «verbreitet und nachhaltig» belastet. Grenzwerte für Dünger- und Pestizid-Rückstände werden teils deutlich überschritten. Welche Verantwortung tragen die Bauern? Markus Ritter, Präsident des Bauernverbands, nimmt Stellung.
SRF News: Der Bericht zeigt schwarz auf weiss: Die Qualität des Grundwassers ist gefährdet. Die Landwirtschaft kann nicht weitermachen wie bisher.
Markus Ritter: Der Bericht sagt aber auch, dass wir in der Schweiz hervorragendes Trinkwasser haben. Und man hat auch bei 98 Prozent der Messstellen festgestellt, dass die Grenzwerte bei den Pflanzenschutzmitteln eingehalten werden.
Gleichzeitig spricht der Bericht über zu viel Nitrat im Boden. Ein klares Resultat von Überdüngung.
Das ist nicht ein Resultat von Überdüngung, sondern von Ausschwemmung. Schweizer Bauern müssen die pflanzengerechte Nährstoffversorgung sicherstellen. Dazu ist ein gezielter Einsatz von Dünger wichtig.
Überdüngung ist ein schlechtes Geschäft für Bauern.
Bei starken Niederschlägen kann es passieren, dass Nährstoffe ausgeschwemmt werden und ins Grundwasser geraten. Das ist ganz klar nicht das Ziel, und das wollen wir auch verhindern.
Also weitermachen wie bisher?
Nein. Wir wollen sicher besser werden in all den angesprochenen Bereichen. Und wir haben auch die nötigen Instrumente dazu, die der Bundesrat beschlossen hat. Zum Beispiel den Aktionsplan Pflanzenschutz. Er ist seit Herbst 2017 in Kraft und beinhaltet 51 Massnahmen, um die Risiken der Pflanzenschutzmittel zu halbieren. Der ist voll in der Umsetzung.
Nochmals, der Bericht spricht von Überdüngung – und zwar durch Bauern.
Überdüngung ist ein schlechtes Geschäft für Bauern. Und auch für die Pflanzen. Wir brauchen eine genaue Düngung, um optimale Erträge zu erzielen. Dafür gibt es Düngungsplanungen. Und da haben die Bauern ein grosses Interesse daran, diese Pläne einzuhalten.
Boden, Luft und Wasser sind unsere natürlichen Ressourcen und Produktionsfaktoren. Dazu wollen auch wir Sorge tragen.
Überdüngungen sind zudem nicht möglich, auch wenn der Bauer plötzlich viel mehr Tiere als Boden hat. Dann muss er den Dünger wegführen zu anderen Bauern, die die entsprechende Fläche haben, wo dieser Dünger eingesetzt werden kann.
Geht es nicht auch mit weniger Dünger?
Wenn man weniger düngt, als die Pflanzen brauchen, wachsen sie weniger. Es gibt dann nicht die optimalen Erträge. Und da muss der Bauer auch zusehen, dass am Schluss für ihn die Rechnung aufgeht.
Was ist wichtiger: Ertrag oder sauberes Trinkwasser?
Beides. Sauberes Trinkwasser und optimale Erträge, die die Kosten decken. Da gibt es einen Zielkonflikt.
Die Schweizer bringen der Landwirtschaft viel Vertrauen entgegen: Man zahlt mehr für Schweizer Produkte, und man zahlt als Steuerzahler Milliarden – dafür erwartet man aber einen sanften Umgang mit Natur und Boden.
Das ist auch in unserem Interesse: Boden, Luft und Wasser sind unsere natürlichen Ressourcen und Produktionsfaktoren. Dazu wollen auch wir Sorge tragen. Aber es ist halt möglich, dass mit diesen ganz präzisen Messverfahren auch gewisse Messstellen belastet sind. Da wollen wir besser werden, das ist auch unsere Aufgabe. Und da will die Landwirtschaft Hand bieten – zusammen mit dem Bund – diese Ziele zu erreichen.
Das Gespräch führte Arthur Honegger.