Mit seiner Stupsnase und den langen Nagezähnen ist der Biber ein Tier mit Jöö-Potenzial. Einst ausgerottet, ist er heute wieder heimisch in der Schweiz und drängt immer mehr auch in die Städte. Und dort sind nicht alle gut auf ihn zu sprechen, etwa in Thun (BE), wo rund 30 Biber leben.
Biber bauen zahlreiche Dämme. Dafür nagen sie an Bäumen und Sträuchern und fügen diesen oft grossen Schaden zu.
«Was der Biber macht, ist faszinierend», sagt Stefan Müller, Leiter von Stadtgrün Thun, und fügt an: «Aber im Siedlungsraum führt sein Tun auch zu Konflikten.»
Alte, wertvolle Bäume eingezäunt
Die Stadt Thun reagiert mit einem Biber-Konzept auf diese Konflikte. Dieses hält fest, wo der Biber frei walten darf, wo ein Miteinander zwischen Mensch und Tier angestrebt wird, und wo der Mensch Vorrang hat. Beim Kleist-Inseli etwa sind alte, wertvolle Bäume eingezäunt – dort hat der Biber das Nachsehen.
Andernorts wiederum unterstützt die Stadt den Biber, in dem sie für ihn Sträucher anpflanzt oder Äste bereitlegt, die anderswo sowieso geschnitten wurden.
Der Biber sorgt aber nicht nur für forstwirtschaftliche Schäden. Auch seine Dämme geben zu reden – sie können Überschwemmungen verursachen, wie etwa beim Gwatt-Graben. «Weil wir dort sowieso kaum Kapazität haben, wenn es stark regnet, mag es die Stau-Tätigkeit des Bibers nicht leiden.» Aber es sei kaum möglich, den Biber dort zu vertreiben. «Ist ein Biber weg, kommt der nächste.» Eine Lösung wurde bisher nicht gefunden.
Cleveres Kerlchen
Auch in Bern sorgt der Biber für Probleme – und entpuppt sich immer wieder als cleveres Kerlchen. An der Aare hat er es geschafft, durch den Maschendrahtzaun hindurch Rinde abzukratzen.
Nun schützt die Stadt betroffene Bäume mit Drahtgeflechten, die einen Meter Abstand vom Stamm haben – ein deutlicher Mehraufwand.
Angriff auf das Gemüsebeet
Neben dem Baumfrass sorgt der Biber in Bern für Ärger, weil er gerne locht. Christine Föhr von Stadtgrün Bern erklärt: «Wenn er in Uferverbauungen oder unter Gebäuden locht, gefährdet er deren Stabilität.» Ausserdem bediene er sich grosszügig am Gemüse in den Gärten in Aarennähe. «Das ist ein Frust für die Gärtnerinnen und Gärtner.»
Die Art und Weise, wie der Biber seine Umgebung gestaltet, ist ein grosser Gewinn für die Artenvielfalt.
In der Stadt Bern gibt es bis zu acht Biber-Reviere mit insgesamt 45 Tieren. Und obwohl der Biber oft aneckt, sieht Christine Föhr vor allem Vorteile in seiner Rückkehr: «Die Art und Weise, wie der Biber seine Umgebung gestaltet, ist auch ein grosser Gewinn für die Artenvielfalt, etwa für Insekten, Fische und Vögel.»
Ein Biber-Konzept wie in Thun gibt es in Bern nicht. Man versuche einfach, die Schäden möglichst gering zu halten, sagt Föhr. Hinzu komme ein regelmässiger Austausch mit dem Wildhüter.
Der Biber in der Stadt – er macht Freude, aber ringt den Städterinnen und Städtern auch viel Toleranz ab.