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Bilanz der Hilfswerke Ist die Schweiz spendenmüde?

  • Menschen in der Schweiz zeigen sich jeweils spendenfreudig – in den letzten Jahren betrug die Gesamtsumme an Privatspenden jeweils über zwei Milliarden Franken.
  • Umweltorganisationen wie Greenpeace und WWF rechnen jedoch für 2024 mit weniger Spenden, wie sie gegenüber SRF erklären.
  • Auch andere Hilfswerke verzeichnen bisher einen Spendenrückgang – das Schweizerische Rote Kreuz rechnet mit einem Rückgang von zehn Prozent.

Jonas Schmid von WWF Schweiz bestätigt, es gebe dieses Jahr bei ihnen einen Rückgang bei Einzelspenden. Er führt dies darauf zurück, dass das Naturthema angesichts vieler Kriege, Konflikte und Katastrophen auf der Welt etwas in den Hintergrund gerückt sei. Das ändere aber nichts daran, dass sich die Klimakrise zuspitze und der Biodiversitätsverlust fortschreite. «Naturschutzmassnahmen sind wichtiger denn je», so Schmid.

Eine gewisse Krisenmüdigkeit

Doch auch andere Hilfswerke verzeichnen einen Rückgang der Spendenbereitschaft – das Schweizerische Rote Kreuz beziffert den Rückgang mit zehn Prozent. Auch Caritas befürchtet 2024 weniger Spenden. Esther Reinhard, stellvertretende Direktorin der Caritas, führt dies einerseits auf eine gewisse Krisenmüdigkeit zurück: «Der Krieg in der Ukraine dauert bereits fast drei Jahre, der Konflikt in Nahost auch bereits über ein Jahr – und täglich werden wir mit Meldungen aus den Krisenregionen konfrontiert.»

Hand mit geöffnetem Geldbeutel und Münzen.
Legende: Sind es dieses Jahr eher Münzen als Nötli, die die Menschen in der Schweiz spenden? Die vorläufige Bilanz der Hilfswerke scheint dies anzudeuten. KEYSTONE/GAETAN BALLY

Hinzu komme, dass häufig eher die politischen Aspekte der Konflikte beleuchtet werden als das menschliche Leid. Nicht zuletzt beschäftige die Menschen in der Schweiz auch die Teuerung, so Esther Reinhard.

Längerfristiges Wachstum

Wird 2024 also ein schlechtes Spendenjahr? Die Stiftung Zewo, die als Zertifizierungsstelle auch den jährlichen Spendenreport verfasst, relativiert. Geschäftsführerin Martina Ziegerer sagt: «In der längerfristigen Tendenz sehen wir ein kontinuierliches, leichtes Wachstum.» Umfragen würden zudem bestätigen, dass durchaus Vertrauen in Hilfswerke vorhanden sei. «Die Bevölkerung findet ihre Arbeit wichtig und relevant.» Die Bereitschaft zu unterstützen und zu spenden sei nach wie vor da, so Martina Ziegerer.

Das Spendenjahr 2024 läuft nach wie vor. Ob die Spendenfreudigkeit der Menschen in der Schweiz also tatsächlich rückläufig ist, wird erst die Abrechnung ganz am Schluss zeigen.

Korrektur-Hinweis

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In einer ersten Version des Artikels stand, dass die Gesamtsumme an Spenden im letzten Jahr über zwei Millionen Franken betrug. Diese Zahl ist nicht korrekt. In Wirklichkeit betrug das Spendenvolumen über zwei Milliarden Franken. Wir entschuldigen uns für diesen Fehler.  

Tagesschau, 27.12.2024, 18 Uhr ; 

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