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Weihnachtszeit ist Spendenzeit So spendet die Schweiz

Im Dezember öffnen sich nicht nur die Herzen, sondern auch die Brieftaschen vieler Schweizer Einwohnerinnen und Einwohner. Sie spenden viel, treu – doch die jüngere Generation verändert gerade etwas.

Grosse Spendenorganisationen der Schweiz

1. Die Schweiz ist grosszügig

Die Schweiz gehört zu den spendefreudigsten Ländern weltweit. Seit 2020 spendet die Bevölkerung jedes Jahr über zwei Milliarden Franken. Hoher Lebensstandard, kulturelle Prägung und Vertrauen in Hilfsorganisationen – das lässt die Spenden fliessen.

Ereignisse wie der Ukraine-Krieg können die Spendenbereitschaft zusätzlich massiv steigern; so wurde im Jahr des Kriegsausbruches 2022 ein Rekord von 2.5 Milliarden Spenden erreicht.

Spendenfreudigkeit im internationalen Vergleich (pro Kopf)

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  • USA : 700 bis 1400 US-Dollar
  • Schweiz : 400 Franken
  • Vereinigtes Königreich : 200 bis 300 britische Pfund
  • Niederlande : 150 bis 200 Euro
  • Deutschland : 150 Euro
  • Österreich : 120 Euro

Hinweis: Die Zahlen basieren auf verschiedenen Studien und Vergleichen. Zur Verfügung gestellt von Georg von Schnurbein.

Wie gut die Wirtschaft eines Landes läuft, ist laut Georg von Schnurbein, Professor für Stiftungsmanagement der Universität Basel, unabhängig von der Spendenbereitschaft: «So sind die Spenden in den USA während der Finanzkrise 2008 nicht etwa gesunken, sondern gestiegen.»

2. Spenden ist gut fürs Wohlbefinden

Für viele Menschen ist das Spenden mit positiven Gefühlen verbunden. Der «Warm-Glow-Effekt» – das gute Gefühl, anderen zu helfen – motiviert besonders zur Weihnachtszeit. Fast die Hälfte aller Spenden fliessen im November und Dezember. Eine Rolle spielt auch: Spenden lassen sich vom steuerbaren Einkommen abziehen.

Lieber spenden als abstimmen

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«Geld zu spenden ist der häufigste Ausdruck von gesellschaftlichem Engagement in der Schweiz», so Georg von Schnurbein. 72 Prozent der Schweizer Bevölkerung spendete 2023 regelmässig. Im Vergleich dazu fiel die Wahlbeteiligung mit 42.5 Prozent deutlich geringer aus. «Ähnlich wie Spenden sind politische Wahlen ein gesellschaftlicher Beitrag, doch die einfache Handhabung von QR-Codes oder Überweisungen macht Spenden unkomplizierter.»

Persönliche Ansprache erhöht die Spendenbereitschaft. «Wer direkt kontaktiert wird oder seinen Namen in der Öffentlichkeit sieht, spendet eher», sagt von Schnurbein.

3. Beim Spenden existiert ein Röstigraben

Die Spendenkultur in der Schweiz ist regional geprägt. Während die Deutschschweiz ähnlich wie Deutschland spendet, orientieren sich die Romandie und das Tessin an Frankreich und Italien. «Der kulturelle Hintergrund hat mehr Einfluss als die Nationalität», hält von Schnurbein fest.

Die Deutschschweiz fokussiert auf Umweltschutz und nationale Organisationen, die Westschweiz auf internationale Themen, und im Tessin stehen lokale und soziale Anliegen im Vordergrund.

4. Treu und international

«Eine nationale Besonderheit ist aber die hohe Spendentreue.» Schweizerinnen und Schweizer unterstützen regelmässig die gleichen Organisationen, was etwa in Deutschland weniger üblich ist. Zudem zeigt sich die Bereitschaft, international zu spenden: Rund die Hälfte der Spenden fliesst in Projekte im Ausland.

5. Je religiöser, desto mehr

Grosszügigkeit ist ein Kerngedanke vieler Religionen. Religiöse Menschen spenden tendenziell mehr. So sind Begriffe wie «Zehnt» im Christentum, «Zakat» im Islam oder «Dana» im Buddhismus Ausdruck religiöser Grosszügigkeit. Laut von Schnurbein spielt der Gedanke des Spendens für das eigene Seelenheil eine grosse Rolle.

Die Zahl religiöser Menschen nimmt jedoch ab, was langfristig die Spendenbereitschaft beeinflussen könnte. Trotzdem gleicht dies der Anstieg der durchschnittlichen Spendensumme pro Person bisher aus.

6. Junge spenden anders

Wer Spenden sammelt, muss sich zunehmend den Vorlieben junger Generationen anpassen. Diese bevorzugen digitale Spendenformen wie Twint oder Spendenaufrufe auf Social Media, während ältere Menschen eher auf traditionelle Wege wie Direct Mail setzen.

Der Wechsel zu digitalen Zahlungsmitteln berge jedoch Herausforderungen, erklärt von Schnurbein: «Digitale Spender sind oft impulsiv und weniger treu». Deshalb könnten Organisationen langfristig weniger stabile Einnahmen erwarten.

Tipps rund ums Spenden von Zewo

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1. Fragen Sie sich, was Ihnen am Herzen liegt.

2. Informieren Sie sich, welche Hilfswerke sich für diese Anliegen einsetzen.

3. Lesen Sie die Websites, Projektdokumentationen, Jahresberichte, Finanzinformationen und Revisionsberichte.

4. Achten Sie darauf, ob für ein ganz bestimmtes Projekt, ein besonderes Ereignis oder eine bestimmte Personengruppe gesammelt wird. Entscheiden Sie sich bewusst für eine freie oder für eine zweckgebundene Spende.

5. Bezahlen Sie am besten per E-Banking oder mit QR-Einzahlungsscheinen. Bei Twint, Kreditkarten oder Paypal können Gebühren anfallen, die in der Regel das Hilfswerk trägt.

6. Es ist besser, einen grösseren Betrag an ein Hilfswerk zu spenden als kleine Beträge auf viele Organisationen zu verteilen. Das hält den administrativen Aufwand gering.

7. Unterstützen Sie die ausgewählten Organisationen regelmässig. Wer häufig wechselt, erhält immer mehr Sammlungsaufrufe und macht es den Hilfswerken schwer, nachhaltig zu arbeiten.

Tagesschau, 6.12.24, 12:45 Uhr

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