Man könnte es als Wiedergeburt oder Auferstehung bezeichnen: Wurden Weihnachtsmärkte im letzten Jahr reihenweise abgesagt, so lockten sie heuer wieder mit Kräutern, Kerzen oder Karten. Zwar galt vielerorts auf dem Gelände 3G und der Umsatz fiel tiefer aus als in früheren Zeiten. Doch bei Organisatoren in Basel, Zürich und Luzern überwiegt die Dankbarkeit, wie eine Bilanz zeigt.
Zürcher Weihnachtsdorf: Bitte hinten anstellen!
Während einem Monat hatten Stadtzürcherinnen und Auswärtige auf dem Sechseläutenplatz die Chance, ihr Talent im Anstehen zu beweisen. Wegen der Zertifikatspflicht bildeten sich lange Schlangen vor dem Weihnachtsdorf. Doch meist ging es bei den Einlasskontrollen rasch vorwärts. «Ich habe immer wieder von Leuten gehört, dass sie weniger lang angestanden sind, als erwartet», bestätigt Mitorganisatorin Katja Weber den Eindruck. Kam es doch zu längeren Wartezeiten, hätten die Besucher viel Verständnis gezeigt.
Wie viele Besucher gekommen sind, kann Katja Weber nicht abschätzen. Der Umsatz dürfte aber ungefähr um ein Drittel gegenüber Vorjahren gesunken sein und die Einlasskontrollen bedeuteten hohe Kosten. Dennoch sei das Organisatorenteam «sehr, sehr zufrieden». Während der ganzen vier Wochen habe eine schöne Stimmung geherrscht.
Weihnachtsmarkt Luzern: Kein «Gschtungg»
Zwanzig bis dreissig Prozent weniger Umsatz erzielten auch die Händlerinnen des Weihnachtsmarktes auf dem Luzerner Franziskanerplatz. Trotzdem kommt Platzchef Michael Haegeli ins Schwärmen. «Die ganze Händlerschaft ist extrem dankbar, dass wir einen Weihnachtsmarkt überhaupt machen konnten.»
Man war schon gespannt wie eine Feder.
Haegeli verschweigt nicht, dass die Durchführung eine Zitterpartie war. Die steigenden Fallzahlen und die neue Omikron-Variante hätten Ungewissheit ausgelöst. «Man wusste morgens beim Aufstehen nicht, ob ein Telefon von der Stadt oder dem Kanton kommt oder es einen Lockdown gibt», sagt Haegeli. «Man war schon gespannt wie eine Feder.»
Dass der Anlass schliesslich ohne Unterbrüche stattgefunden hat, habe auch das Publikum gefreut. Zwar seien weniger Besucher als in Vorjahren gekommen. Doch Haegeli kann diesem Aspekt auch etwas Positives abgewinnen: «Es ist natürlich angenehmer, nicht im ‹Gschtungg› über den Weihnachtsmarkt zu gehen.»
Weihnachtsmarkt Basel: Viele Gäste aus dem Süddeutschen
Auch in der Basler Altstadt liess sich heuer Glühwein trinken, Kerzen ziehen und Geschenke kaufen. Der Basler Weihnachtsmarkt sei erfreulich gut gelaufen, bilanzieren die Organisatoren. Trotz Corona und Zertifikatskontrolle sei der Markt gut besucht gewesen.
Es sind viele Leute gekommen, die jedes Jahr unseren Markt besuchen.
Allerdings würden die Umsätze von Stand zu Stand stark variieren, sagt Sabine Horvath vom Basler Standortmarketing. «Ich glaube schon, dass es etwas weniger Leute hatte. Gleichzeitig ist ein Publikum gekommen, das sehr Weihnachtsmarkt-affin ist. Es waren viele Leute da, die jedes Jahr unseren Markt besuchen.» Für einzelne Geschäfte sei das Geschäft ähnlich gut gelaufen wie vor der Pandemie, andere spürten den Corona-Effekt deutlich stärker.
Auch aus dem Ausland seien viele Besucherinnen und Besucher gekommen, vor allem aus dem Süddeutschen, wo es dieses Jahr keinen Weihnachtsmarkt gab. Massgeblich für die Besucherzahlen sei aber weniger die Pandemie, sondern vielmehr die Witterung, ist Sabine Horvath überzeugt. «Bei gutem Wetter ist der Weihnachtsmarkt enorm gut frequentiert. Das Wetter ist entscheidender als die Einschränkungen wegen Corona.»