- Ende September ging der Alpsommer definitiv zu Ende. Gute Milch, gutes Wetter und hoffentlich guter Käse, lautet das Fazit.
- Doch die Coronakrise veränderte die Vorzeichen für die Älplerinnen und Älpler – angefangen bei der Rekrutierung von Personal.
- Am Ende zeigte sich aber: Hoch oben in den Bergen war vieles wie immer – auch die Probleme.
Aufgrund der Corona-Pandemie war im Frühling lange unklar, ob ausländisches Alppersonal überhaupt in die Schweiz einreisen darf. Immerhin stammt rund ein Drittel der Sennen, Hirtinnen und Melker aus dem Ausland.
Als die Alpsaison Anfang Juni begann, waren die Grenzen für EU-Bürger wieder offen. «Dazu kam, dass auch mehr Schweizer Interesse für eine Arbeitsstelle auf der Alp zeigten als in anderen Jahren», sagt Giorgio Hösli. Er ist Präsident des Vereins «zalp», der unter anderem Alppersonal vermittelt.
Ansturm ebbt im Sommer ab
«Weil viele Schweizerinnen und Schweizer nicht ins Ausland konnten oder keine Arbeit hatten, haben sie sich auch für die Alpwirtschaft zur Verfügung gestellt», sagt Hösli. Das Coronavirus hatte also sogar eine positive Auswirkung auf den Bestand des Alpperssonals.
Allerdings: Viele der coronabedingten Älpler blieben nicht den ganzen Sommer auf den Alpen, sagt Hösli. «Zum Teil haben sie im Verlauf des Sommers andere Arbeiten gefunden oder sich anderweitig orientiert. Der Ansturm vom Frühling hat sich im Sommer relativiert.»
Liebeskummer auf der Alp
So entwickelte sich der Alpsommer 2020 kaum anders als die Alpsommer der Vorjahre. Die Milchleistung war gut, die provisorisch geschätzte Käseproduktion von rund 5000 Tonnen vergleichbar mit in anderen Jahren. Und auch die Probleme des Alppersonals veränderten sich kaum.
Das bestätigt auch Barbara Sulzer. Zusammen mit zwei Kolleginnen betreibt sie seit vielen Jahren das Alpofon, ein Sorgentelefon für Älpler. 90 Alpbetriebe hätten dort im Verlauf des Sommers Hilfe gesucht, weil die Sennin oder der Älpler ersetzt werden musste.
Meist wegen eines Unfalls oder Krankheit, oft weil jemand überfordert war und immer wieder aufgrund eines Konflikts, sagt Sulzer. «Seit wir das Alpofon gestartet haben, sind es immer in etwa dieselben Probleme. Vielleicht hat Überforderung etwas zugenommen.» Denn für Leute, die noch nie auf der Alp waren, sei die Selbsteinschätzung schwierig.
Und auch das bleibt laut der Alpofon-Statistik seit vielen Jahren gleich: Immer gibt es auch eine handvoll Älpler, die aus Liebeskummer den Alpsommer vorzeitig abbrechen.