Bis vor drei Monaten war es für Pendlerinnen und Pendler in Winterthur recht bequem: Sie konnten mit dem Auto in die Nähe eines Bahnhofs fahren, das Auto gratis im Quartier parkieren und mit dem Zug zur Arbeit gondeln. Der Stadtrat aber fand, Anwohnerinnen und Anwohner seien dadurch benachteiligt, denn so seien ihre Parkplätze den ganzen Tag zugestellt.
Er hat deshalb per 1. September alle Gratisparkplätze aufgehoben und liess sie mit blauer Farbe zu kostenpflichtigen Parkplätzen «umpinseln». Anwohnerinnen und Anwohner können für rund 700 Franken eine Parkkarte kaufen. Für alle anderen ist nun nach einer Stunde Schluss.
Positives Fazit – trotz Kinderkrankheiten
Die zuständige Stadträtin Christa Meier (SP) findet, das neue System habe sich bewährt: «Wir sehen eine sehr klare Beruhigung in den Quartieren.»
Pendlerinnen und Pendler hätten sich schnell daran gewöhnt, dass es keine Möglichkeit mehr gebe, das Auto gratis zu parkieren: «Es gibt kaum mehr Bussen.» Ihr Fazit: Die Quartiere wurden dadurch deutlich entlastet vom Pendlerverkehr.
Für Stadträtin Meier ist indes nicht alles Gold, was glänzt: Weil jetzt weniger Autos in den Quartieren parkiert sind und so freie Sicht herrscht, fühlen sich offenbar einige Autofahrerinnen und Autofahrer animiert, schneller zu fahren.
Sie hätten vereinzelt Meldungen erhalten, räumt Meier ein: «Das gehört zu den Kinderkrankheiten, die wir beobachten müssen.»
Wenn es sich bewahrheite, dass in Quartieren vermehrt zu schnell gefahren werde, müssten sie Massnahmen treffen. Zum Beispiel, indem sie entsprechende Signalisierungen anbringen würden. Konkrete Pläne gibt es aber noch nicht.
Im Vorfeld war auch die Befürchtung laut geworden, dass wegen des neuen Parkplatzregimes Parkplätze wegfallen würden. Tatsächlich sei dies in einigen Strassenzügen der Fall, sagt Meier: «Aus Sicherheitsgründen mussten wir gewisse Parkfelder aufheben.»
Passiert ist das in Quartieren, in denen bis jetzt freies Parkieren möglich war, zum Beispiel im Quartier Breite. Mit dem Einzeichnen von blauen Parkfeldern gibt es dort jetzt weniger Parkmöglichkeiten als früher.
Insgesamt ist Christa Meier aber zuversichtlich, dass es für Anwohnerinnen und Anwohner genügend Parkplätze gibt.
Malaktion wird erst im Frühling abgeschlossen
Noch ist das «Umpinseln» nicht ganz abgeschlossen. Wegen der feuchten Witterung kam die Stadt weniger schnell vorwärts als geplant. «Bemalungen können wir nur machen, wenn es trocken ist und kein Schnee liegt», so Meier.
Die letzten neuen, blauen Parkfelder würden wohl erst im Frühling gemalt. Trotzdem: Egal, welche Farbe ein Winterthurer Parkplatz noch aufweisen mag: Gratis ist er nicht mehr, die Blaue Zone gilt auch so.