Die Schillerstrasse in Basel: ruhig, idyllisch, familienfreundlich. Und seit drei Monaten ein beliebter Ort für Freier. Ein Sex-Salon befindet sich im obersten Stockwerk eines unscheinbaren Hauses. Bereits um die Mittagszeit läuft der Betrieb rund, im Viertelstunden-Rhythmus klingeln die rund 30- bis 50-jährigen Männer bei den «Golden Pussys».
«Freier klopfen bei uns an die Türe»
Michelle wohnt zusammen mit ihrem Mann seit vier Jahren im Parterre des Altbauhauses. Günstig und problemlos – bis im Februar das Bordell einzog. «Es kommt vor, dass die Freier bei uns an die Türe klopfen oder bei uns klingeln, was sehr unangenehm ist. Wenn ich alleine zu Hause bin, kann das Angst machen», sagt Michelle.
Im Haus nebenan öffnet Anne-Lise Hilty eine Kartonkiste und nimmt ein violettes Transparent heraus. «Kein Bordell», steht in grossen Lettern drauf. «So wollen wir gegen das Bordell kämpfen, dagegen, dass dieser Betrieb den Frieden in unserem Quartier stört», sagt Hilty.
Kaum Chance auf Bewilligung
In Basel benötigen Sex-Salons in Wohnzonen seit einem Gerichtsurteil eine Umnutzungsbewilligung. Wer keine hat, handelt illegal, es sei denn, eine Frau bietet ihre Dienste alleine in ihrer Wohnung an. Wer eine Bewilligung beantragt, hat indes wenig Chancen, dass sie gutgeheissen wird. Denn sobald das Gesuch publiziert wird, können die Nachbarn Einsprache einlegen.
Das weiss auch Diego, Bordellbesitzer in Basel. «Diese Bordell-Politik ist eine einzige Katastrophe. Es ist ein Gewerbe wie jedes andere auch, doch man wird verfolgt und gejagt. Mir wurden schon drei Betriebe geschlossen», sagt er. Für ihn ist klar: «Die restriktive Politik treibt die Frauen in die Illegalität.»
Der Fall Heiko S.
In Zürich machte jüngst der Fall Heiko S. Schlagzeilen. Der Deutsche betrieb seine Bordelle im Raum Zürich stets illegal. Seine Masche: Als vertrauenswürdiger Bürger eine Wohnung mieten und diese zu einem Bordell umfunktionieren. Zwischen 2017 und 2018 konnte er damit an über 20 Adressen Bordelle betreiben – stets ohne Bewilligung und ohne den Vermieter oder Hausbesitzer zu informieren.
Solche Fälle nehmen laut Marco Cortesi, Medienchef der Stadtpolizei Zürich, massiv zu. Täter wie Heiko S. zu überführen sei aber schwierig: «Wenn wir Hinweise haben, gehen wir diesen nach, wenn Anzeigen da sind, auch.» Aber oft treffe man vor Ort niemanden an, da diese Leute oft die Wohnung wechselten. Und wenn, dann sei die Beweisführung nicht einfach.