Nach dem Fitness ein Feierabendbier? Das scheint für viele Schweizerinnen und Schweizer durchaus eine Option zu sein – wenn das Bier denn alkoholfrei ist. Im Gegensatz zur getrübten Konsumentenstimmung, die dem gesamten Biermarkt ein Minus von 2.5 Prozent bescherte, steigerte sich der Absatz des alkoholfreien Bieres letztesJahr erneut.
Im letzten Braujahr ist der Ausstoss des alkoholfreien Bieres um 5.3 Prozent gewachsen. Der Anteil am gesamten Biermarkt beträgt neu 6.1 Prozent und nimmt damit seit Jahren zu.
Konsummuster ändern sich
Wo liegen die Gründe für den Anstieg in diesem spezifischen Sektor? Generell sinkt die Nachfrage nach alkoholischen Getränken. Der Pro-Kopf-Konsum reinen Alkohols hat seit 2001 stetig abgenommen und liegt mittlerweile bei 8.5 Liter reinem Alkohol. Vor diesem Hintergrund erstaunt auch die Zunahme beim alkoholfreien Bier nicht.
Biermarkt verzeichnet Minus von 2.5 Prozent
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Der gesamte Biermarkt Schweiz verzeichnete nach ersten Berechnungen im Braujahr 2022/23 (1. Oktober 2022 bis 30. September 2023) im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 2.5 Prozent auf 4'571'465 Hektoliter Bier (= 457'146'500 Liter).
Der Vergleich mit dem Braujahr 2021/2022 hinke aber laut Schweizer Brauerei-Verband (SBV), da dieses mit starken Aufholeffekten nach der Pandemie aufwartete. Betrachtet man die Entwicklung mit dem durchschnittlichen Bierausstoss der Jahre 2010 bis 2019, liegen die Zahlen aufgrund des aktuellen wirtschaftlichen Umfeldes im Bereich des Erwartbaren.
Im Braujahr 2022/23 steigerte sich der Ausstoss des alkoholfreien Bieres erneut um 5.3 Prozent von 265'058 hl auf 279'233 hl. Der Anteil am gesamten Biermarkt beträgt neu 6.1 Prozent (Vorjahr: 5.8 Prozent).
Doch die Tendenz zum abnehmenden Alkoholkonsum ist nur eine Erklärung. Marcel Kreber, Direktor des Schweizer Brauerei-Verbands, sieht noch weitere Ursachen für den Trend. «Es gibt verschiedene Gründe, warum das alkoholfreie Bier so beliebt ist», sagt Kreber.
Die Biervielfalt ist im alkoholfreien Bereich massiv angestiegen.
«Auf der einen Seite geänderte Lebensgewohnheiten – man mag es leichter, hat gerne weniger Alkohol. Auf der anderen Seite ist auch die Biervielfalt im alkoholfreien Bereich massiv angestiegen.»
Brauereien passten sich diesem Trend an. «Da hat man getüftelt. Denn es ist nicht unbedingt eine einfache Angelegenheit, ein gutes, süffiges und wohlschmeckendes alkoholfreies Bier zu brauen.»
Wie entzieht man dem Bier Alkohol?
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«Es gibt verschiedene Verfahren, wie man alkoholfreies Bier herstellt», sagt Marcel Kreber. Es gelte, die richtige Mischung herauszufinden, die auch die Geschmacksstoffe entsprechend weitertransportiere. Denn Alkohol sei ein Geschmacksträger. «Beim alkoholfreien Bier ist die Herausforderung, diese Geschmacksvielfalt zu erhalten.»
Für alkoholfreies Bier braucht es einen zusätzlichen Prozessschritt. Es gebe verschiedene Verfahren, die vorher oder nachher angewendet würden. «Es gibt die Vakuum-Destillation des Alkohols: Hier wird der Alkohol beim fertigen Bier verdampft. Daneben gibt es die Möglichkeit, Umkehrosmose zu machen: Da wird der Alkohol unter Druck aus dem Bier gefiltert.»
Für nicht 0.0-prozentige Biere gebe es auch Schritte, die Gärung zu stoppen, damit nicht zu viel Alkohol entstehe. Und dem Bier eine Hefe einzusetzen, die grundsätzlich weniger Alkohol produziere, erklärt Kreber.
Entsprechend grösser ist nun die Auswahl an alkoholfreien Bieren auf dem Markt: Nicht mehr nur Lagerbier, sondern Weizen, IPA oder bittere und fruchtige Varianten werden angeboten.
Generationenwechsel der Biertrinkenden
Ein Wandel findet auch bei der Bierkultur statt. Die traditionelle Stammtischkultur wird langsam abgelöst von selektiverem Biergenuss. Viele Konsumentinnen und Konsumenten wählen ihre Biervariante bewusst – ob beim Apéro oder auch als Foodpairing zu einem bestimmten Menu.
Der gesellschaftliche Wandel spiele neben den neuen technischen Möglichkeiten eine Rolle, sagt auch Lukas Porro, Geschäftsführer Lägere Bräu AG. «Viele sagen, sie möchten beispielsweise über Mittag kein alkoholisches Bier mehr trinken, aber nicht auf den Genuss verzichten.»
Der Erfolg ihrer alkoholfreien Biere sei immens, sagt Lukas Porro. Im Vergleich zur Einführung vor zwei Jahren verzeichnete Lägere Bräu AG einen Zuwachs von etwa 250 Prozent. «Die Gespräche mit unseren Kundinnen und Kunden bestärken uns in diesem Trend.»
Alkoholfreies Bier passt offenbar zum Zeitgeist heutiger Bierkonsumentinnen und -konsumenten. Im Gegensatz zu den bekannten Zellschädigungen durch Alkohol hat der alkoholfreie Genuss auch keine negativen Auswirkungen auf den Körper: weder am katerlosen Morgen, noch nach dem Sport.
Alkoholfreies Bier – wirklich ein isotonisches Getränk?
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Bierhersteller preisen alkoholfreies Bier gerne als isotonisches Getränk an. Stimmt das wirklich?
Isotonische Getränke haben dasselbe Verhältnis von Nährstoffen zu Flüssigkeit wie das menschliche Blut: Der osmotische Wert ist gleich. Dadurch kann der Körper Nährstoffe schneller aufnehmen und verwerten.
Die Stiftung Warentest hat das vor ein paar Jahren untersucht und festgestellt, dass gerade viele alkoholfreie Weizen nicht isotonisch sind, obwohl sie zum Teil dafür werben. Sie waren hypotonisch, also «dünner» als Blut. Nur 9 von 20 Bieren waren isotonisch.
Laut dem Wissenschaftsmagazin Quarks fehlen auch wirklich aussagekräftige Studien. Oft seien zu wenige Testpersonen bei den Untersuchungen vorhanden. Bier enthält zwar Magnesium und Kalium, auch etwas Kalzium, aber kaum Natrium. Und die spezifische Wirkung zur schnelleren Regeneration durch gewisse Mikronährstoffe, Kohlenhydrate oder Vitamine sei zwar nachgewiesen, aber nicht unbedingt im Kontext von alkoholfreiem Bier.
Klar ist: Schaden tut ein alkoholfreies Bier nach dem Sport wohl auch nicht.
Denn wer Sport macht, verbrennt Kalorien und schwitzt. Auch Flüssigkeit und Salze gehen dabei verloren, die wieder aufgenommen werden sollten. Dafür eignen sich aber auch Mineralwasser und ein gesunder Snack.
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