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Die Bündner Regierung nimmt Stellung
Aus Regionaljournal Graubünden vom 10.06.2021. Bild: Keystone
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Bündner Baukartellskandal «Es herrschte ein anderer Zeitgeist»

Sowohl die parlamentarische Untersuchungskommission (PUK), als auch ein externer Bericht im Auftrag des Kantons kommen zum Schluss, dass der Kanton Graubünden bei langjährigen Preisabsprachen im Bündner Baugewerbe zu wenig schnell gehandelt hat.

Zudem habe eine zu offene Kommunikation über Bauprojekte Submissionsabsprachen erleichtert. Nicht erhärten liess sich der Korruptionsverdacht gegen Regierungsmitglieder und Verwaltungsangestellte. Nun nimmt der Bündner Regierungspräsident Stellung.

Mario Cavigelli

Regierungsrat Kanton Graubünden

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Mario Cavigelli ist seit 2010 in der Bündner Regierung. Der Mittepolitiker leitet das Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität (DIEM) des Kantons Graubünden. Er ist 2021 Regierungspräsident.

SRF News: Mario Cavigelli, wieso hat es neben dem Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) auch noch den zweiten, administrativen Bericht des Kantons gebraucht?

Mario Cavigelli: Es gibt zwei Gründe: Die Regierung hat vor der Einsetzung der PUK beschlossen, eine administrative Untersuchung zu machen. Zudem wollten wir nicht nur einzelne Vorhalte im Zeitraum 2004 - 2012 anschauen, sondern auch die Rechtsgrundlagen von damals.

Die beiden Berichte kommen zu ähnlichen Resultaten. So sollen Mitarbeitende des Tiefbauamts von den Absprachen gewusst haben, diese Informationen aber nicht nach oben weitergegeben haben. Hatte man damals in ihrem Departement ein Führungsproblem?

Aus heutiger Sicht ist das, was damals geschehen ist, intolerabel. Man muss es aber in den damaligen Kontext stellen. Damals war das Bewusstsein für Absprachen und Kartelle klein. Und auch die Rechtsgrundlagen waren anders. Damals hat man bei Verfehlungen reagiert, heute wird erwartet, dass man proaktiv handelt, wenn zum Beispiel das Bauchgefühl nicht stimmt.

Es war ein Fehlverhalten, auch aus damaliger Sicht. Das kann man nicht schönreden. Das Fehlverhalten liegt aber 12 Jahre zurück.

Ihre Mitarbeiter haben Fehler gemacht und die Sorgfaltspflicht oder die Dienstpflicht verletzt. Trotzdem sprechen Sie gegen diese Mitarbeiter keine Sanktionen aus. Wieso nicht?

Es war ein Fehlverhalten, auch aus damaliger Sicht. Das kann man nicht schönreden. Das Fehlverhalten liegt aber 12 Jahre zurück. Zudem haben die beiden Mitarbeiter, die jetzt noch in meinem Departement arbeiten, zur Aufklärung des Kartells beigetragen. Und: Die Personen, die damals beteiligt waren, haben nicht Profit aus der Situation geschlagen. Ich halte deshalb an den Mitarbeitenden fest.

Sie haben heute gesagt, man sei dem Whistleblower Adam Quadroni zu Dank verpflichtet. Was haben sie damit gemeint?

Er stand in unterschiedlichen Beziehungen zum Kanton. In meinem Departement hat er dazu beigetragen, ein Überwachungssystem einzurichten, welches Submissionsabsprachen in Zukunft möglichst verhindert. Quadroni hat einen gewissen Mut, eine gewisse Beharrlichkeit gezeigt. Das verdient Respekt, Dank und Anerkennung.

Quadroni hat einen gewissen Mut, eine gewisse Beharrlichkeit gezeigt. Das verdient Respekt, Dank und Anerkennung.

Entschuldigen Sie sich bei Adam Quadroni oder entschädigen Sie ihn?

Ich kann nur sagen, er ist ein Thema in der Regierung. Es geht darum, eine Möglichkeit zu finden, einen Strich unter die ganze Geschichte zu ziehen. Es braucht dazu eine Gesamtbetrachtung zur Rolle von Adam Quadroni, und darüber redet die Regierung zurzeit intern.

Das Gespräch führte Sara Hauschild.

Regionaljournal Graubünden, 10.06.2021, 17:30 Uhr ; 

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