In rund 10 Prozent der Schweizer Wasserversorgungen sind bei jüngsten Messungen die Höchstwerte für das Pestizid Chlorothalonil überschritten worden. Für die Bevölkerung bestehe dennoch keine direkte Gefahr, heisst es nun auf Anfrage beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit (BLV). Die erst jüngst festgesetzten Höchstwerte seien bewusst sehr tief angelegt, um ein Risiko zu minimieren.
Festgesetzt wurden die nun mancherorts überschrittenen Höchstwerte aufgrund einer Studie der EU vom Dezember 2017, die Chlorothalonil als krebserregend eingestuft hatte. Dass seither derart viele Überschreitungen festgestellt wurden, sei ein positives Zeichen, sagt der Schaffhauser Kantonschemiker Kurt Seiler. «Es zeigt, dass wir sehr intensiv kontrollieren und schnell agieren. Die Kontrolle funktioniert.» Generell seien aber strengere Kriterien zur Zulassung vergleichbarer Stoffe notwendig. «Solche langlebige Stoffe sollten erst gar nicht ins Trinkwasser gelangen.»
Gemeinden haben bereits reagiert
Die von den zu hohen Chlorothalonil-Werten betroffenen Gemeinden wurden informiert und haben bereits entsprechende Massnahmen getroffen, um die Konzentration unter den festgelegten Höchstwert zu bekommen.
So hat beispielsweise Domdidier (FR) die kontaminierte Quelle geschlossen und Teile der Wasserversorgung mit aufbereitetem Seewasser ersetzt. In Stein am Rhein (SH) wird das kontaminierte Wasser stark verdünnt und Quellfassungen werden saniert.
Während Jahrzehnten im Wasser
Chlorothalonil ist bereits seit Jahrzehnten als Fungizid zugelassen und wird besonders von Obst- Wein- und Getreidebauern verwendet. Dass ein Produkt erst nach Jahrzehnten als potenziell gefährdend eingestuft wird, lässt sich durch die immer mehr verbesserten Messmethoden erklären, welche solche Stoffe nun in viel geringerer Konzentration nachweisen lassen, als dies noch vor ein paar Jahren möglich war.
Deshalb werden nicht nur neue Produkte mit den verbesserten Methoden überprüft, sondern auch bereits zugelassene Produkte neu evaluiert, wie im Fall von Chlorothalonil.
Wie Landwirtschaftsminister Guy Parmelin angekündigt hat, wird das Fungizid voraussichtlich ab kommendem Herbst nicht mehr neu zugelassen. Ab dann sollte sich die Konzentration im Wasser nach und nach reduzieren. Wie lange dies dauern wird, lässt sich schwer voraussagen. Die Konzentration wird jedoch auch weiterhin beobachtet.