In vielen Trinkwasserproben werden immer wieder Rückstände von Pestiziden festgestellt. Besonders umstritten ist derzeit das Pilzbekämpfungsmittel Chlorothalonil, das als Mittel gegen Fäulnis im Getreideanbau verwendet wird. Auf Schweizer Feldern werden jährlich 30 Tonnen dieses Pestizids versprüht.
Das interkantonale Labor in Schaffhausen hat an über 300 Standorten in der Ostschweiz Trinkwasser- und Grundwasserproben auf Rückstände von Chlorothalonil untersucht. In über 10 Prozent der Proben wurde der offizielle Höchstwert überschritten.
Kantonschemiker schlagen Alarm
Die EU hat dem Pestizid im April die Zulassung entzogen, basierend auf den Empfehlungen der europäischen Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA. Doch in der Schweiz wird das Pestizid nach wie vor eingesetzt.
«Wir haben im Moment Unsicherheiten bezüglich der Gefährlichkeit dieses Stoffes», sagt der Schaffhauser Kantonschemiker Kurt Seiler. Er fordert den Bund auf, rasch zu handeln: Es herrsche derzeit eine unsichere Situation, und die Kantone hätten Fragen bezüglich der genverändernden Eigenschaften. Deshalb wäre man froh, wenn er in der Schweiz möglichst bald nicht mehr zugelassen sei.
Auch das Bundesamt für Veterinärwesen und Lebensmittelsicherheit (BLV) ist der Meinung, man sollte die Zulassung für Chlorothalonil möglichst schnell widerrufen. Es stützt die Aussagen der EFSA und hat dem Bund empfohlen, Chlorothalonil in der Schweiz ebenfalls zu verbieten.
Landwirtschaftsminister Guy Parmelin hat ein Verbot im Herbst dieses Jahres in Aussicht gestellt. Das Verfahren sei eingeleitet worden, nachdem die Kantonschemiker auf das Problem hingewiesen haben. Damit sei man mit dem effektiven Verbot des Pestizides schneller als die EU, welche den Gebrauch von Chlorothalonil bis April 2020 erlaubt.