Indiskretionen, Absagen, öffentliche Demontierungen. Es war nicht einfach, das Amt des Bundesanwalts neu zu besetzen. Rund ein Jahr lang sucht man schon nach der Nachfolge von Michael Lauber. Nun soll es funktioniert haben. «Nach den letzten zwei Runden haben wir zwei entscheidende Schrauben verändert», erläutert FDP-Ständerat Andrea Caroni.
«Zum einen haben wir unsere Diskretion massiv verschärft. Alles blieb geheim bis zur letzten Sekunde. Zum anderen sind wir daran, im Parlament die Alterslimite hochzuschrauben.» Für viele Kandidierende sei das entscheidend, auch für Blättler, der so sechs Jahre lang Bundesanwalt sein könnte.
Blättler sei der Richtige, da ist Ständerat Caroni überzeugt: «Er hat alles, was man mitbringen muss für dieses Amt.» Er spreche vier Sprachen, habe eine unglaubliche Führungserfahrung bei der Kantonspolizei Bern und zudem Geschick für Reorganisationen bewiesen, als er die Polizei in Bern zusammengelegt habe. Er werde von all seinen Weggefährten sehr geschätzt, lobt Caroni. «Wir haben richtig den Joker gezogen.»
Wir haben richtig den Joker gezogen.
Beworben habe sich Stefan Blättler zum ersten Mal. Angesprochen durch die höhere Altersgrenze, habe man einen Pool von hochqualifizierten Leuten anzapfen können. Menschen, die kurz vor dem Karriereende stünden, müssten niemandem mehr etwas beweisen, sondern sie würden «dem Land einen letzten grossen Dienst erweisen» wollen, sagt Caroni.
Vertraulichkeit als Voraussetzung
Dass sich Blättler überhaupt beworben habe – trotz der öffentlichen Demontierungen der bisherigen Kandidierenden – habe mit der Garantie von Vertraulichkeit zu tun gehabt, so Caroni. «Sehr lange wussten ganz wenige Leute, wer sich beworben hat. Die anderen Kommissionsmitglieder erhielten dann sehr kurzfristig die Unterlagen – mit genügend Zeit, sie zu studieren.»
Blättler könnte mit seinen 62 Jahren das Amt noch sechs Jahre ausführen. «Das wäre eine gute Zeit, um wieder Ruhe um die Bundesanwaltschaft zu bringen und bei anstehenden Strukturreformen dabei zu sein.» Und er wäre der erste Bundesanwalt seit Langem, der «auf natürlichem Wege» ans Amtsende gelangen würde.
Zügel übernehmen und Ruhe einkehren lassen
In dieser Zeit stünde für den empfohlenen Kandidaten einiges an. «Seine erste Aufgabe wird sein, die Zügel als Bundesanwalt wieder selbst in die Hand zu nehmen», sagt Andrea Caroni. Dazu kämen: Ruhe hineinbringen, die Bundesanwaltschaft aus den Schlagzeilen bringen, gute Arbeit leisten und begleitend dabei zu sein, falls eine grössere Reform seitens Politik komme.
Eine solch grössere Reform schlägt die Geschäftsprüfungskommission vor. Sie fokussiert sich auf eine mehrköpfige Spitze, will ein Ressortmodell. Der neueste Einer-Vorschlag sei dennoch keine Absage an das Modell der GPK. Gesucht gewesen sei eine Person für das geltende System, so Caroni. «Eine Mehrpersonen-Spitze wäre im Moment gar nicht zulässig.» Es sei aber geplant, das zu überprüfen, was bekanntlich Jahre dauere.
Mit Blättler als Bundesanwalt findet eine ziemlich zähe Geschichte wohl ihr Ende. Freude und Erleichterung gebe es in der Gerichtskommission. Und Stolz, so Caroni: «Wir sind stolz darauf, dass wir es nach dieser schwierigen Zeit geschafft haben, zum einen die Rahmenbedingungen zu verbessern, dass man auch im fortgeschrittenen Alter Bundesanwalt sein kann. Zum anderen, dass wir es geschafft haben, die Diskretion bis zur letzten Sekunde hochzuhalten. Und wir waren einstimmig.»