Als das Staatssekretariat für Migration (SEM) im Februar 2015 ankündigte, dass aus dem ehemaligen Institut Guglera ein Bundesasylzentrum werden soll, war der Widerstand gross. Viele Einheimische wehrten sich mit Mahnfeuern und Kuhglocken gegen die Absichten des Bundes. Sie befürchteten einen Anstieg der Kriminalität sowie einen Verlust ihrer Identität.
Unkontrolliertes Verschwinden
Seit fünf Monaten ist das Bundesasylzentrum Giffers in Betrieb. Doch im Dorf im Freiburger Oberland spürt man davon praktisch nichts. Die meisten Asylbewerber bleiben die meiste Zeit über im Zentrum in der Guglera, oder sie sind überhaupt nicht mehr da. Rund 60 Prozent der Asylbewerber, die nach Giffers zugewiesen werden, treffen dort gar nicht ein oder tauchen unkontrolliert ab.
Die Verantwortlichen des Staatssekretariates für Migration erklären sich das mit der verkürzten Abklärungsdauer in den Verfahrenszentren. «Die Asylbewerber wissen heute rasch, ob ihr Gesuch eine Chance hat oder nicht. Sind die Erfolgsaussichten in der Schweiz nicht gut, versuchen sie es von sich aus in einem anderen Land», sagt dazu SEM-Sprecherin Emmanuelle Jacquet von Sury.
Gemeinnützige Einsätze
Umgebaut worden ist das Institut Guglera für maximal 250 Plätze. In der Pilotphase bis März 2019 stehen 130 Plätze bereit. Zurzeit befinden sich jedoch nur rund 30 Asylbewerber in Giffers. Sie stammen aus Asien, Osteuropa und Afrika. Für die Gemeinde erledigen sie gemeinnützige Arbeiten. So halfen sie bei der Schulhausreinigung mit oder bei der Sanierung von Wanderwegen.
Bis jetzt kam es zu keinerlei Problemen. Die Einheimischen sind froh, dass es so ruhig ist rund um das Bundesasylzentrum. Der langjährige ehemalige Gemeindepräsident und FDP-Grossrat Ruedi Vonlanthen ist trotzdem nicht zufrieden mit der jetzigen Situation. «Investitionskosten von rund 30 Millionen Franken für so wenige Asylbewerber sind übertrieben. Hier hat der Bund viel Geld in den Sand gesetzt», sagt er dazu.
Das SEM hält jedoch am Standort Giffers fest. Die Asylpolitik sei langfristig ausgelegt und müsse auf beträchtliche Schwankungen der Gesuchszahlen vorbereitet sein.