Im Sommer verwandelt sich das Goms im Wallis für zwei Wochen zum grössten Lager, das es in der Schweiz je gegeben hat. Das Bundeslager der Pfadi findet nur etwa alle 14 Jahre statt – wegen Corona musste es dann vom letzten auf dieses Jahr verschoben werden. Und nun soll es so weit sein. 35'000 Personen reisen bald aus der ganzen Schweiz ins Goms.
Aber was kommt da bloss auf die kleine Region im Oberwallis zu? Das weiss man vor Ort auch noch nicht so genau. Die Leute sind hin- und hergerissen – zwischen Freude und Sorgen.
Die grosse Zeltstadt wird auf Boden der Gemeinden Goms und Obergoms errichtet. Zwischen den Ortschaften Münster und Obergesteln, auf einer Länge von rund drei Kilometern, werden hunderte Zelte errichtet.
Wir waren selbst skeptisch.
Dafür ist eine grosse Logistik nötig. Nicht nur für das Errichten und Betreiben der Zeltstadt, sondern auch, um die 35'000 Leute aus der ganzen Schweiz ins Goms zu bringen oder um sie während zwei Wochen zu ernähren. Alleine für das Frühstück sollen jeden Tag fünf Tonnen Brot geliefert werden. Es werden Wasserleitungen verlegt, Perrons verlängert. Budgetiert sind knapp 25 Millionen Franken.
«Wir konnten uns am Anfang nicht vorstellen, was da auf uns zukommen wird», sagt der Gemeindepräsident von Obergoms, Patric Zimmermann. Der Kanton habe vorgeschlagen, die Region solle sich doch bewerben. Erst seien sie aber selbst skeptisch gewesen, ergänzt Gerhard Kiechler, Gemeindepräsident von Goms. «Es ist aber eines der wenigsten Hochtäler, das es in der Schweiz gibt, was viele Möglichkeiten bietet.»
Das ist der schönste Boden im Talgrund.
Die Bevölkerung konnte sich nicht dazu äussern, ob sie das Bundeslager der Pfadfinderinnen und Pfadfinder vor ihrer Haustüre haben möchte. Man habe sich aber schnell entscheiden müssen und habe nicht geglaubt, wirklich ausgewählt zu werden.
Landschäden befürchtet
Für das Pfadi-Bundeslager müssen nun Bäuerinnen und Bauern im Talgrund Land abgeben, was zu einigen bösen Worten gegen das Grossprojekt führte. «Das ist der schönste Boden im Talgrund, den wir bewirtschaften», sagt Landwirt Patrick Jost. Er muss für das Lager vier Hektaren seines Landes abgeben. «Da fragt man sich schon, wie das dann alles aussehen wird.» Jost ist die Sache nicht geheuer. Nein sagen habe man aber fast nicht dürfen.
Das schlimmste für die Landwirte wäre wohl, wenn es während des Lagers stark regnen würde. Damit würde das Land stark leiden, man müsste alles umpflügen und neu ansäen. Immerhin: Die Organisatoren des Bundeslagers entschädigen die Landwirte für Ernteausfälle und allfällige Schäden.
Für die Organisatoren beginnt langsam der Endspurt vor dem Lagerstart. «Wir bauen eine Pfadistadt mit Spielwiese, sanitären Einrichtungen, Recyclingstationen, Kiosk, Einkaufsladen. Das wird nun alles konkretisiert und umgesetzt», sagt Anja Walker vom Bundeslager Bula.
Ein grosses Thema sei derzeit die Essensbestellung. «Die verschiedenen Pfadi-Gruppen konnten aus verschiedenen Menüs pro Tag auswählen.» Die Bestellungen wurden nun an den Grossverteiler weitergeleitet, wo die Produkte zusammengestellt werden. Zudem werde jede Pfadi-Gruppe derzeit auf die verschiedenen Zug- und Bus-Verbindungen zugeteilt, damit auch alle 30'000 Kinder und Jugendlichen sowie 5000 Helferinnen und Helfer Ende Juli ins Goms reisen können. Möglichst nicht alle auf einmal und trotzdem zeitnah.