Sennische Festtagstrachten, gestriegelte Kühe, schmuckvolle Blumenbouquets, Glockengeläut, ein Zäuerli – Viehschauen locken nicht nur Einheimische an.
Zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer säumten auch an diesem Oktoberdienstag die Appenzeller Strassen. Dieses Jahr unter den Zaungästen, der Einladung der Innerrhoder Regierung gefolgt: Bundesrat Guy Parmelin.
Die Ankunft des Landwirtschaftsministers war beinahe unauffällig. Während der «Vechschau», wie die Viehschau im Dialekt heisst, steht Parmelin mit grauem Cap unter grauem Himmel mitten in der Gästeschar. Neben ihm: der Vorsteher des Innerrhoder Land- und Forstwirtschaftsdepartements, Landeshauptmann Stefan Müller. Er war es auch, der Parmelin eingeladen hatte.
Den gesellschaftlichen Traditionsanlass der Viehschau nutzt der Kanton Appenzell Innerrhoden zur Kontaktpflege nach Bundesbern. Der erstmalige Besuch eines Bundesrats sei in erster Linie eine grosse Ehre, so Regierungsmitglied Stefan Müller. In zweiter Linie ist es mehr: Es geht um Politik, um offizielle und inoffizielle Gespräche.
Man hat die Magistraten selten so nah, dann nutzt man die Gelegenheit.
Stefan Müller verrät: Im Gespräch mit Bundesrat Parmelin soll es um für Appenzell Innerrhoden wichtige landwirtschaftliche Themen gehen. «Bei der künftigen Agrarpolitik wird diskutiert, eher von der Nutztierhaltung wegzukommen hin zur pflanzlichen Ernährung. Das ist gut und recht. Aber bei uns in Appenzell kann nur Nutzviehhaltung betrieben werden.» Dies müsse man «wieder einmal klarmachen, dass zu diesem Teil auch gut geschaut wird», so Müller weiter.
Einen direkten Draht zu einer Bundesrätin oder einem Bundesrat zu haben, sei für alle Kantonsregierungen ein Vorteil, ergänzt der Regierende Landammann Roland Inauen, der Guy Parmelin an diesem mehrheitlich trüben Dienstag ebenfalls begleitet. «Man hat die Magistraten selten so nah, dann nutzt man die Gelegenheit. Wir können Sorgen platzieren.»
Landsgemeinde, Schwingfest, Viehschau, ...
Die Treffen finden – gerade in Appenzell Innerrhoden – oftmals in traditionellen, brauchtümlichen Umgebungen statt; siehe Landsgemeinde oder Eidgenössisches Schwingfest. Darüber schmunzelt Landammann Inauen: «Es wäre natürlich schön, wenn die Bundesräte auch sonst mal kommen würden. Wir brauchen aber auch diese Aufhänger. Die Landsgemeinde oder Viehschau sind wichtige Tage.» Die Traditionen seien schliesslich wichtig für die Identität und das Selbstverständnis.
Für Bundesrätinnen und Bundesräte gehören repräsentative Auftritte dazu. «Da gibt es immer den Kontakt. Zuerst natürlich mit den Behörden, dann mit den Bauern und der Bevölkerung. Man kann immer Probleme diskutieren», sagt Guy Parmelin bei seinem Besuch in Appenzell zu SRF. Das gehöre bei solchen Einladungen – gerade als Landwirtschaftsminister an einer Viehschau – dazu.
Nach dem Bestaunen der schönsten Tiere an der Viehschau geht es für Guy Parmelin, seine Innerrhoder Begleiter Stefan Müller und Roland Inauen von der Standeskommission sowie weitere Gäste zum Apéro. Wo dann neben den Eindrücken des Tages vielleicht auch politische Anliegen zum Thema werden.