Die SP hat zwei Kandidaten auf ihr Ticket für die Ersatzwahl von Alain Berset gehievt: Jon Pult und Beat Jans. Beide haben ihre Stärken, doch Pult liegt leicht im Hintertreffen. Dies zeigen die Rückmeldungen nach den Hearings bei den anderen Parteien, wie etwa der SVP-Fraktion, die sich an das SP-Ticket halten will – und bei den Bauern und Bäuerinnen im Parlament. Ausserdem greifen die Grünen mit Nationalrat Gerhard Andrey einen Sitz der FDP an. Ihre Erfolgsaussichten sind allerdings sehr gering.
Beat Jans – der Basler mit Regierungserfahrung
Das spricht für Jans: Beat Jans hat Exekutiverfahrung: Er sitzt seit drei Jahren in der Regierung des Kantons Basel-Stadt. Damit stammt er aus einer Region, die seit 50 Jahren nicht mehr im Bundesrat vertreten ist. Er dürfte also bei vielen Nordwestschweizerinnen und -schweizern und bei Städterinnen und Städtern im Parlament punkten. Der 59-jährige Umweltnaturwissenschaftler gilt als umgänglich und dossierfest.
Das spricht gegen Jans: Jans ist seit drei Jahren nicht mehr Nationalrat, viele frisch gewählte Parlamentarierinnen und Parlamentarier kennen ihn also nicht aus dem Rat. Mit 59 Jahren dürfte er zudem jenen zu alt sein, die sich eine neue Generation im Bundesrat wünschen. Und obwohl Jans als erste Ausbildung eine Bauernlehre gemacht hat, ist er vielen Bäuerinnen und Bauern zu ökologisch.
Jon Pult – der Bündner Politstratege
Das spricht für Pult: Jon Pult ist 39 Jahre alt – und damit 20 Jahre jünger als Beat Jans. Dies ist bei all jenen ein Pluspunkt, die den Bundesrat verjüngen möchten. Pult spricht alle Landessprachen und ist rhetorisch beschlagen. Er ist in der eigenen Fraktion sehr beliebt und gilt als Wunschkandidat der SP-Führung. Ausserdem hat er sich bei Umweltschützerinnen und -schützern als Präsident der Alpeninitiative einen Namen gemacht.
Das spricht gegen Pult: Pult kommt aus dem Kanton Graubünden. Doch die ländlichen Regionen sind im Bundesrat bereits jetzt übervertreten. Dass er erst 39 Jahre alt ist und erst eine Legislatur als Nationalrat vorzuweisen hat, kreiden ihm Kritiker als mangelnde Erfahrung an. Zudem war Pult früher Mitglied der Juso, der Jungpartei der SP. Dies stösst manchen Bürgerlichen sauer auf. Und auch bei Pult haben die bäuerlichen Vertreter Vorbehalte, weil dieser an einer Kampagne gegen die Agrarlobby mitgewirkt hat.
Gerhard Andrey – der grüne IT-Unternehmer
Das spricht für Andrey: Der 46-jährige Freiburger bringt für das Amt des Bundesrats verschiedene nützliche Qualitäten mit: Er ist Unternehmer und hat Führungserfahrung. Ausserdem hat er sich in seinen vier Jahren im Parlament den Ruf als IT-Kenner erworben. Der Grüne gilt als umgänglich und wird auch in den anderen Parteien geschätzt.
Das spricht gegen Andrey: Gegen Gerhard Andrey spricht vor allem die Ausgangslage: So beteuern die bürgerlichen Parteien immer wieder, dass sie keine amtierenden Bundesräte abwählen wollen. Und sie sprechen den Grünen den Anspruch auf einen Sitz in der Landesregierung ab. Ohne bürgerliche Stimmen schafft aber niemand die Wahl.
Geheimpläne: unwahrscheinlich
Im Vorfeld der Bundesratswahlen wird im Parlament und in den Medien intensiv über sogenannte Geheimpläne diskutiert. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die SVP und die FDP im Bundesrat eine Mehrheit haben – diese aber nicht durch eine Mehrheit im Parlament legitimiert ist. Inhalt solcher Pläne ist etwa die Wahl eines zweiten Mitte-Vertreters. Genannt werden beispielsweise Mitte-Präsident Gerhard Pfister oder Nationalrat Martin Candinas.
Diese Geheimpläne sind jedoch unwahrscheinlich, weil die Bundesratsparteien erklärt haben, dass sie sich ans offizielle SP-Ticket halten wollen. Dies macht auch die Wahl von Sprengkandidaten unwahrscheinlich, wie etwa jene von Daniel Jositsch.
Fazit
Auch wenn die Grünen mit Gerhard Andrey einen valablen Kandidaten stellen, dürften sie erneut scheitern. Das Rennen zwischen den beiden SP-Kandidaten ist zwar noch nicht entschieden. Aber nach den bisherigen Hearings sind die Chancen von Beat Jans besser als jene von Jon Pult.