Namen stehen noch keine auf dem Zweierticket der SP – diese werden erst morgen Samstag bestimmt. Trotzdem gibt der Entscheid der SP-Fraktion bereits einige Hinweise auf die personelle Wahl von morgen.
Dass es ein Zweierticket wird, ist dabei keine Überraschung. Die SP hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten bei Bundesratswahlen immer für einen Zweiervorschlag entschieden. Ein Einerticket würde die Bundesversammlung vor den Kopf stossen, weil es dann faktisch keine Wahlfreiheit gibt. Und ein Dreierticket wäre zu sehr Auswahlsendung und würde die Definitionsmacht der Fraktion schmälern.
Die Chancen von Daniel Jositsch sinken gegen Null
Der grösste Verlierer des Zweiervorschlags ist Daniel Jositsch. Dem Strafrechtsprofessor wurden sowieso eher geringe Chancen für eine Nominierung eingeräumt – zu sehr hat er die Fraktion mit seinem Alleingang bei der Nachfolge von Simonetta Sommaruga im letzten Jahr verärgert.
Seine Unterstützerinnen und Unterstützer haben in der Fraktion für ein Dreierticket lobbyiert, um so eine kleine Chance für einen Platz auf dem Ticket aufrechtzuerhalten. Jetzt sinken seine Chancen gegen Null.
Ein ähnliches Schicksal könnte Roger Nordmann blühen. Der ehemalige SP-Fraktionschef ist zwar innerhalb und ausserhalb der Partei breit respektiert und vernetzt, aber das «Romand-Handicap» dürfte für ein Zweierticket zu gross sein. Immerhin ist nominell ein «Deutschschweizer Sitz» zu besetzen, weil Elisabeth Baume-Schneider letztes Jahr die Nachfolge von Simonetta Sommaruga angetreten hat. Auch Nordmann hätte wohl nur bei einem Dreierticket eine Chance gehabt.
Evi Allemann auf dem Ticket?
Die grössten Chancen, aufs Ticket zu kommen, hat die Berner Regierungsrätin Evi Allemann. Auch wenn Co-Fraktionschefin Samira Marti heute betonte, dass es keine Vorgaben für die morgige Wahl gebe, dürfte es sich die SP kaum leisten wollen, die einzige Frau im Kandidatenkarussell nicht zu berücksichtigen. Zumal Allemann seit dem Alter von 19 Jahren eine beeindruckende Karriere auf der kantonalen und nationalen Politbühne hingelegt hat.
So gut die Chancen für Allemann, so schlecht stehen sie für Matthias Aebischer. Der Sport- und Verkehrspolitiker ist zwar in der Öffentlichkeit populär und kann es mit fast allen, aber für ein Bundesratsamt wird ihm (noch) zu wenig politische Statur zugesprochen.
Was ist mit Beat Jans und Jon Pult?
Bleiben noch Beat Jans und Jon Pult. Der Basler Regierungspräsident Jans war zu Beginn der Kampagne der Favorit, sieht sich angesichts der innerparteilichen Konkurrenz – und wegen des Widerstands der Bauernlobby im Parlament – nun aber in der Rolle des Aussenseiters.
Pult sitzt erst seit 2019 im Parlament und ist ohne Exekutiverfahrung, hat aber bei der «Roadshow» der Bundesratskandidatinnen und -kandidaten den besten Eindruck hinterlassen. Für den erst 39-Jährigen könnte es ein Vorteil sein, dass die SP-Fraktion mit den Wahlen im Oktober verjüngt wurde. Der zweite Sitz auf dem SP-Bundesratsticket dürfte zwischen Pult und Jans vergeben werden.