Wer herausfinden möchte, ob sich ein Wechsel der Krankenkasse oder der Autoversicherung lohnt, geht häufig auf die Seite von Comparis. Seit 25 Jahren kann man dort Versicherungen vergleichen. Die Website zählt rund 80 Millionen Besuche pro Jahr. Wer beim Vergleichsdienst eine Versicherung für sich gefunden hat, kann mit Weiterklicken eine Offerte bei der Versicherung bestellen. Für jede bestellte Offerte zahlt die Versicherung dem Comparis-Konzern eine Provision.
Genau das wird Comparis nun in einem Gerichtsstreit zum Verhängnis: Laut Bundesverwaltungsgericht gilt Comparis als Versicherungsvermittlerin und untersteht der Finanzmarktaufsicht. Für die Konsumenten und Konsumentinnen ist das eine gute Nachricht.
Comparis fühlt sich benachteiligt
Für Comparis hingegen ist das Urteil ärgerlich, denn es bedeutet einen Zusatzaufwand. Mediensprecher Adi Kolecic sagt: «Comparis bietet Informationen über Versicherungsprodukte, ohne dass wir direkt Offerten bei uns abwickeln. Das machen auch andere Firmen, wie Google auch, und sie sind der Finma nicht unterstellt. Das ist ein Wettbewerbsnachteil für uns.»
Trotzdem akzeptiert Comparis das Urteil und zieht es nicht weiter. Die Firma werde sich nun bei der Finma als Versicherungsvermittlerin registrieren.
Die Leute haben nicht gewusst, dass im Hintergrund eine Auswahl getroffen wird. Sie dachten, es sei ein Vergleichsdienst wie alle neutralen Vergleichsdienste auch.
Sara Stalder von der Stiftung für Konsumentenschutz begrüsst, dass Comparis neu eine Informationspflicht hat: «Comparis war ein intransparenter Vergleichsdienst, hat aber grossen Erfolg gehabt. Die Leute haben nicht gewusst, dass im Hintergrund eine Auswahl getroffen wird. Die Leute dachten, es sei ein Vergleichsdienst wie alle neutralen Vergleichsdienste auch. Aber Comparis hat eben ein Geschäftsmodell, das heisst, es wurden dann auch Zahlungen getätigt, wenn es zu einem Vertragsabschluss kam oder wenn eine Offerte eingefordert wurde.»
Comparis kommuniziert sein Angebot schon heute transparent. Bei jedem Vergleich sehen die User, welche Firmen abgebildet werden
Der Comparis-Konzern muss offenlegen, wie viel Geld er von den Versicherungen für eine Offerte bekommt, nicht nur gegenüber der Finma, sondern auch gegenüber der Kundschaft. Auf die Kritik der Stiftung für Konsumentenschutz kontert der Comparis-Sprecher: «Comparis kommuniziert sein Angebot schon heute transparent. Bei jedem Vergleich sehen die User, welche Firmen abgebildet werden.» *Und bereits heute sei die Vergütung für die User bei jeder Offertanfrage via Link einsehbar. Entsprechend sei das auch nicht Gegenstand des Gerichtsurteils gewesen.
Kolecic betont auch, dass die Bestellung der Offerten seit Juli 2023 über die Schwesterfirma Optimatis abgewickelt wird, die bereits der Finma unterstellt ist. «Die zusätzliche Registrierung von comparis.ch schafft nur eine Doppelspurigkeit.»
Comparis muss nichts zurückzahlen
Für die Konsumentinnen und Konsumenten ändert sich laut Comparis im Moment nichts. Ob die Plattform zukünftig anders aussehe, könne man noch nicht sagen. Fest steht aber auch, dass Comparis momentan nicht fürchten muss, Gewinne rückwirkend herausgeben zu müssen, wie die Finma auf Anfrage bestätigt.
*Die kursiven Passagen wurden im ursprünglichen Artikel ergänzt.