Beat und Anja Amacker sitzen am Tisch vor ihrem Wohnwagen. Nach einer Bootstour auf dem Lago Maggiore lassen sie nun gemütlich den Nachmittag ausklingen. «1982 war ich mit meinen Eltern zum ersten Mal hier auf diesem Camping in den Ferien», erzählt Beat Amacker. «Seither war ich jedes Jahr hier. Inzwischen komme ich mit meiner eigenen Familie.»
Eine Walliser Camping-Kolonie?
Wandern in Skandinavien, «sünnele» in der Karibik oder Elefanten beobachten in Ostafrika? Während andere Menschen jedes Jahr aufs Neue ein Ferienabenteuer suchen, verbringt Familie Amacker aus dem Wallis den Sommer jeweils auf demselben Campingplatz bei Verbania in Italien. Entfernung von Zuhause? Gerade mal 75 Kilometer Luftlinie.
Er habe nie das Bedürfnis gehabt, weit wegzureisen, erzählt Beat Amacker. «Klar haben wir auch mal eine Städtereise gemacht oder waren am Meer.»
Aber trotzdem habe es ihn jedes Jahr wieder auf den Camping in Fondotoce gezogen. «Der See, unser Boot und viel Zeit für die Familie, mehr brauche ich nicht», so Beat Amacker. «Und wenn man Abwechslung sucht, findet man sie hier auch», ergänzt Anja Amacker. Sie sind nicht die Einzigen aus ihrer Heimat, die Jahr für Jahr an den Lago Maggiore in die Ferien gehen.
Viele Oberwalliser tun es der Familie Amacker gleich und verbringen ihren Sommer auf einem der grossen Campings auf der anderen Seite der Berge. Die Region bei Stresa und Verbania ist eine beliebte Feriendestination. Oft trifft man dort in den Ferien auf dieselben Leute, die man von zu Hause kennt.
Der Camping hier ist gross genug. Wenn man sich nicht sehen will, sieht man sich auch nicht.
Viele sind Stammgäste, einige haben wie Familie Amacker gar einen Jahresstellplatz. Von einer Walliser Camping-Kolonie will Beat Amacker aber nicht sprechen. «Der Camping hier ist gross genug. Wenn man sich nicht sehen will, dann sieht man sich auch nicht.»
Auch Dagmar Kuonen verbringt die Ferien mit ihrem Mann und ihren drei Kindern am Lago Maggiore. Ihr Wohnwagen steht nur wenige Meter von dem der Amackers entfernt – die beiden Familien sind verwandt. «Der Camping ist für mich wie ein zweites Zuhause. Es mag komisch klingen, aber jedes Mal, wenn wir ankommen und ich den See rieche, dann fühlt es sich an wie heimkommen.»
Es fühlt sich an wie heimkommen.
Und auch ihre Kinder fühlen sich wohl auf dem Camping: «Sie fragen schon an Weihnachten, wann wir wieder nach Italien auf den Camping fahren, und können es jeweils kaum erwarten, wieder hier zu sein.»
Die Nähe zum Zuhause sei kein Nachteil, im Gegenteil: «Innert zwei Stunden sind wir auf Platz, innert zwei Stunden wechseln wir vom Alltags- in den Feriengroove.»