In der grössten Flüchtlingsunterkunft der Schweiz hat es noch viel Platz. Derzeit sind in den Wohnbaracken auf dem Berner Viererfeld nur 250 von 1000 Plätzen besetzt. Das kommt den Bewohnenden entgegen.
Die 42-jährige Valentina lebt mit ihrem Kind alleine in einem von 451 Containern. Die Ukrainerin flüchtete vor dem Krieg – und ist glücklich, dass sie in Bern in Sicherheit ist und ein Dach über dem Kopf hat. «Die Kinder können draussen spielen. Wir haben zu essen. Ich bin zufrieden und dankbar, so wie es ist», sagt sie.
Die Kinder können draussen spielen. Wir haben zu essen. Ich bin zufrieden und dankbar, so wie es ist.
Wirklich wohnlich sieht es auf dem umzäunten Gelände auf dem Viererfeld auch neun Monate nach der Eröffnung nicht aus. Ein ungeheiztes Partyzelt dient als Aufenthaltsraum.
Auf dem kargen Kiesplatz liegen Baumstämme herum. Dank Spendengeldern der Heilsarmee können sie bald mit Erde gefüllt und bepflanzt werden. Der Kanton Bern selbst will nicht mehr Geld als nötig für die temporäre Unterkunft ausgeben. Der Bau verschlang zwölf Millionen Franken, 175'000 Franken kommen monatlich für den Betrieb dazu.
Bett, Tisch, Schrank: Die Einrichtung in den Container-Zimmern ist minimalistisch. Die Duschen sind wie auf einem Zeltplatz auf dem Gang installiert.
Die Bewohnerinnen stört die karge Ausstattung des Flüchtlingsdorfes offenbar nicht. «Ich bin sehr zufrieden hier im Viererfeld, froh ums Personal, das uns unterstützt. Ich bin glücklich, soweit man glücklich sein kann in so einer Situation», sagt Iryna. Sie wohnt alleine auf dem Viererfeld, denn ihre Söhne kämpfen in der Ukraine gegen die Russen.
Ähnlich tönt es bei Esmira, die mit ihrer Tochter und der Enkelin auf dem Viererfeld lebt: «Ich danke der Schweiz für die Unterstützung. Es ist alles sehr sauber hier. Die Kinder können zur Schule, wir können kochen und es gibt medizinische Versorgung.»
Die positiven Rückmeldungen freuen Francesca Chukwunyere von der Heilsarmee, welche das Asylzentrum im Auftrag des Kantons Bern betreut. Das Viererfeld sei ein super Standort. Mitten in der Stadt, auf einem wunderbaren Feld. «Und das in einem Quartier, das uns willkommen heisst. Das müssen Sie erst einmal finden.»
Scharfe Kritik bei der Eröffnung
Bei der Eröffnung des Containerdorfs hagelte es Kritik gegen den Kanton. Es sei ein Schnellschuss und grundfalsch konzipiert, sagte Ueli Salzmann, Architekt und langjähriger Experte für Notunterkünfte.
Falsche Raumaufteilung, viel zu wenig Wohnfläche pro Person. «Eine solche Siedlungsarchitektur verwenden wir in unseren Schulungen als Beispiel, wie man es nicht machen sollte», erklärte er letzten Sommer.
Zumindest die drei befragten Personen sehen dies nicht so. Während des Medientermins am Donnerstag befanden sich allerdings nur wenige Menschen auf dem Gelände, die über ihre Gefühlslage Auskunft geben konnten.
Nach einem kalten Winter steigen jetzt zumindest die Temperaturen. Ganz so viel Platz wie bis anhin dürften die Bewohnerinnen und Bewohner der Asylunterkunft in den nächsten Monaten jedoch nicht haben. Der Kanton Bern rechnet damit, dass die Auslastung der Asylunterkunft wegen des zunehmenden Flüchtlingstroms weiter steigt. Derzeit sind allerdings nur drei der fünf Wohneinheiten in Betrieb. Es hat also noch Reserven.