Wo stecken sich Schweizerinnen und Schweizer mit dem Coronavirus an? Im August lieferte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) erstmals Angaben dazu. Demnach geschehen Ansteckungen vor allem im familiären Umfeld (27.2 Prozent), gefolgt vom Arbeitsplatz (8.7 Prozent). Auch in der zweiten Welle bleiben dies laut Tanja Stadler von der Covid-19-Taskforce die häufigsten Ansteckungsorte.
«Wir wissen heute, dass das Übertragungsrisiko in Innenräumen erheblich ist. Besonders wegen der Aerosole, die stundenlang in der Luft schweben können», sagt SRF-Wissenschaftsredaktor Thomas Häusler. Das zeigt jetzt auch eine neue Studie der Technischen Universität Berlin.
Die Ergebnisse im Detail
Laut den Forschern ist das Infektionsrisiko in Büros und Schulen höher als im Theater oder beim Coiffeur – insbesondere wegen der Aufenthaltsdauer. Je länger man sich in einem Innenraum aufhalte, desto mehr Aerosol-Partikel atme man ein. Wer acht Stunden ohne Maske mit anderen Personen zusammen arbeitet, setzt sich einem grösseren Risiko aus als jemand, der zwei Stunden mit Maske ins halbleere Kino geht. Die Resultate im Überblick.
Läden und Restaurants: Gemäss Studie ist das Ansteckungsrisiko in Restaurants höher als in Einkaufsläden. Für einen Supermarkt mit Maskenpflicht errechneten die Forscher einen R-Wert von 1. Eine infizierte Person steckt also maximal eine weitere an. In einem Restaurant, das nur 50 Prozent der Sitzplätze anbietet, ist das Infektionsrisiko bei einem 1.5-stündigen Aufenthalt doppelt so hoch wie im Laden. Das Risiko im Restaurant kann um die Hälfte reduziert werden, wenn das Lokal nur zu 25 Prozent belegt ist.
Schule: Das höchste Ansteckungsrisiko in Innenräumen bilden laut Studie weiterführende Schulen, die ohne Maske in Vollbesetzung unterrichten. Bei einem entsprechenden sechsstündigen Aufenthalt ist das Risiko etwa 12 Mal grösser als bei einem Supermarkt-Besuch mit Maske. Sind die Schulräume nur zur Hälfte belegt und gilt eine Maskenpflicht, sinkt das Risiko um etwa Dreiviertel.
Arbeitsplatz: Für ein Mehrpersonenbüro, das zur Hälfte belegt ist und in dem keine Maskenpflicht gilt, rechnen die Forscher mit einem achtmal höheren Infektionsrisiko als in Einkaufsläden. Tragen alle Angestellten Masken und ist das Büro nur zu 20 Prozent belegt, ist das Risiko fünfmal tiefer.
Öffentlicher Verkehr: Das Risiko, sich in Bus oder Bahn mit Covid-19 zu infizieren, ist gering. Für eine 30-minütige Fahrt mit Maske ist die Ansteckungsgefahr sogar etwas tiefer als im Supermarkt. Sie steigt jedoch mit der Aufenthaltsdauer im ÖV. Ist jemand drei Stunden mit dem halb belegten Fernbus unterwegs, verdoppelt sich das Risiko trotz Maskenpflicht.
Kulturstätten: Theater, Opern und Museen kommen in der Untersuchung am besten weg. Der Besuch einer Kulturstätte mit Maskenpflicht und 30 Prozent Belegung ist demnach nur halb so riskant wie der Einkauf im Supermarkt. Ähnlich gut schneiden Coiffeure und Kinos ab.
Lüftung ist zentral
Für das Infektionsrisiko entscheidend ist die eingeatmete Dosis an Aerosol-Partikeln. «Eine gute Lüftung kann die Aerosol-Last in Innenräumen und somit die Ansteckungsgefahr deutlich senken», erklärt Thomas Häusler.
Die Berliner Autoren betonen, dass ihre Untersuchung noch nicht ausreichend evidenzbasiert sei. Dennoch biete die Studie gute Anhaltspunkte, um verschiedene Situationen in Innenräumen zu vergleichen, sagt Häusler. Die Frage nach den Infektionsorten bleibt auch im Hinblick auf allfällige Lockerungen, die der Bundesrat am 17. Februar darlegen will, aktuell.