Steigende Zahlen, sinkender Impfschutz: Der Booster soll helfen. In den meisten Kantonen muss man sich noch gedulden. Laut Rudolf Hauri, oberster Kantonsarzt, ist die Schweiz aber auf dem richtigen Weg.
SRF News: Die meisten Kantone beginnen nächste Woche mit dem Verimpfen der dritten Corona-Spritze. Wieso dauert das denn so lange?
Rudolf Hauri: Es dauert nicht allzu lange, wir haben ja die Zulassung von Swissmedic und dann die Empfehlungen der Ekif für diese Auffrischimpfungen erst erhalten. Die Kantone haben sich aber bereits vorbereitet. Es braucht allerdings eine administrative und eine organisatorische Vorbereitung. Letztlich müssen diese Impfungen auch erfasst und registriert werden. Es kann ja sein, dass danach auch ein Zertifikat ausgestellt werden muss.
Es gibt mehr Impfdurchbrüche. Ist es deshalb nicht gerade für ältere und besonders gefährdete Personen möglicherweise gefährlich, wenn mit den Auffrischimpfungen noch gewartet wird?
Es ist nicht so, dass der Impfschutz bereits völlig verschwunden wäre. Der Impfschutz nimmt langsam ab, vor allem bei Pfizer. Bei Moderna ist das weniger der Fall, respektive die Daten zeigen das weniger. Man hat also Zeit. Der Impfschutz ist ganz sicher hervorragend für sechs Monate, und nachher nimmt er langsam über die Monate ab, verschwindet aber nicht schlagartig.
Es ist nicht so, dass der Impfschutz bereits völlig verschwunden wäre. Der Impfschutz nimmt langsam ab, vor allem bei Pfizer. Bei Moderna ist das weniger der Fall.
Bei Pfizer zeigt die Datenlage, dass der Impfschutz sieben bis zehn Monate nach der Impfung etwas zurückgeht. Darin liegen wir jetzt und darum bereiten wir uns vor.
Vereinzelt werden bereits jetzt solche Booster-Impfungen verabreicht. Wie kommt es dazu?
Bei Ausbrüchen, beispielsweise in Pflegeinstitutionen, wird gerade die Gelegenheit ergriffen, eine sogenannte Ringimpfung zu machen. Das heisst, die Auffrischimpfung bei den nicht betroffenen Bewohnerinnen und Bewohnern jetzt gleich vorzunehmen.
In den letzten Wochen und Monaten wurde die Impf-Infrastruktur eher verkleinert, weil das Interesse insgesamt an den Coronaimpfungen abgenommen hat. Nun muss diese Infrastruktur wieder hochgefahren werden. Was bedeutet das für die Kantone?
Die Infrastruktur wurde modular oder beweglich aufgebaut. Wir wussten immer, dass es Schwankungen gibt im Bedürfnis, geimpft zu werden. Deshalb wurden keine starren Strukturen gebaut. Diese Strukturen waren und sind darauf ausgelegt, dynamisch verändert zu werden. Wir haben nicht alles abgebaut, was nicht mehr gebraucht wurde, sondern wir haben es lediglich zurückgefahren. Und wir können es nun wieder aktivieren, respektive mit Personal verstärken.
Im Frühling mussten viele warten, die sich impfen lassen wollten. Ist das nun bei den Booster-Impfungen auch wieder der Fall?
Jetzt erfolgen dann die Anmeldungen. Das ist etwas unterschiedlich von Kanton zu Kanton. Es ist nicht so, dass das ultradringend wäre. Damit kommt es zu geordneten Abläufen. Es kann sein, dass man nicht gerade am gewünschten Tag geimpft wird. Aber es wird nicht solche Schlangen oder ein solches Anstehen geben, wie wir das erlebt haben, als die Impfungen eingeführt wurden.
Kommt es zu einem Wettlauf gegen die Zeit, weil die Fallzahlen wieder stark steigen und der Impfschutz bei den Risikopersonen, wenn auch langsam, nachlässt?
Wir haben gehofft, dass die Zulassung der Auffrischimpfung kommt, so wie sie eben gekommen ist. Wir werden jetzt zügig, aber geordnet impfen.
Wir haben noch Zeit, aber wir wollen keine Zeit mehr verlieren.
Es ist nicht ein eigentlicher Wettlauf mit der Zeit. Wir haben noch Zeit, aber wir wollen keine Zeit mehr verlieren.
Das Gespräch führte Nina Gygax.