Lange waren die Daten zur Wirksamkeit des russischen Impfstoffs Sputnik V nicht zugänglich. Am Dienstag wurden diese nun veröffentlicht. Sie zeigen eine ähnlich hohe Wirksamkeit, wie die in der Schweiz zugelassenen Impfstoffe von Pfizer/Biontec und Moderna. Wird Sputnik V damit auch für die Schweiz ein Impfstoff-Kandidat? Und wo kommt der Impfstoff bereits zur Anwendung? Eine Übersicht.
Wie hoch ist die Wirksamkeit von Sputnik V?
Gemäss der am 2. Februar im renommierten Wissenschaftsmagazin «The Lancet» veröffentlichten Resultate der Phase 3-Studie kommt Sputnik V auf eine Wirksamkeit von 91.6 Prozent. Das bedeutet, von den Probanden die nach der Impfung krank wurden, waren 91.6 Prozent in der Gruppe, der ein Placebo verabreicht wurde. Die Wirksamkeit ist damit ähnlich hoch wie bei den Impfstoffen von Pfizer/Biontec oder Moderna.
Virologe Ian Jones von der Universität Reading hat die Studie für «The Lancet» unter die Lupe genommen. Er kommt in seinem Résumé zum Schluss: «Die Studienergebnisse zeigen eine konsistent starke Schutzwirkung über alle Altersgruppen der Teilnehmer hinweg.» Auch gebe es keine schweren Nebenwirkungen.
Von Sputnik V müssen wie von anderen Wirkstoffen zwei Dosen verabreicht werden. Die Daten zeigen aber, dass die Schwere der Krankheit bereits nach einer Dosis abnimmt: «Die angedeutete Abschwächung der Krankheitsschwere nach einer Dosis ist besonders ermutigend für die derzeitigen Strategien zur Einsparung von Dosen.»
Wird Sputnik V bald auch in der Schweiz eingesetzt?
Der Bund hat derzeit mit Pfizer/Biontec, Moderna, Astra-Zeneca, Curevac und Novavax Lieferverträge für Impfstoffe. Ob er auch an Sputnik V interessiert ist, war nicht zu erfahren. BAG-Vizedirektorin Nora Kronig sagte an einer Medienkonferenz: «Wirksamkeit und Sicherheit sind wichtige Kriterien. Wir beschaffen Impfstoffe, die voraussichtlich auch zugelassen werden.» Eine Zulassung für Sputnik V wird es in der Schweiz in absehbarer Zeit nicht geben. Denn laut der Zulassungsbehörde Swissmedic ist bis jetzt kein Gesuch eingegangen.
SRF-Wissenschaftsredaktor Daniel Theis denkt aber, längerfristig könnte Sputnik V für die Schweiz durchaus interessant sein, wenn auch derzeit vieles noch politisch instrumentalisiert sei. Auch der Präsident der eidgenössischen Impfkommission Christoph Berger zeigt sich an Sputnik V interessiert. Die Kommission sei für jeden Impfstoff offen, der sicher sei, und dessen Wirksamkeit sich überprüfen lasse, sagt er gegenüber SRF.
In welchen Ländern wird bereits mit Sputnik V geimpft?
Gemäss dem Hersteller ist das Vakzin bereits in 17 Ländern zugelassen, so etwa in Russland, Argentinien, Ungarn oder dem Iran. Am 2. Februar hat zudem Mexiko eine Notfallzulassung erteilt. Mehr als 50 Länder hätten bereits Interesse an Sputnik V angemeldet.
Auch in der EU könnte der Impfstoff im Prinzip zugelassen werden. Das erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, jeder Impfstoff sei in der EU willkommen, sofern die Arzneimittelbehörde diesen empfehle.
Gibt es auch Kritik an Sputnik V?
Ein Kritikpunkt, der auch nach der Publikation der Studie bestehen bleibt: Die Phase-3-Studie wurde mit nur knapp 20'000 Probanden durchgeführt. Die Studien der in der Schweiz bereits zugelassenen Impfstoffe wurden mit deutlich mehr Probanden durchgeführt, bei Pfizer/Biontech waren es beispielsweise mehr als 43'000. Und grundsätzlich gilt: je mehr Probanden, desto aussagekräftiger die Resultate.