Grosse Fortschritte bei der Bekämpfung des Coronavirus meldete Epidemiologe Marcel Salathé von der Task Force des Bundes in Interviews mit SRF News und in der «Sonntagszeitung». Zwar sei die Zahl der Neuinfektionen noch immer beträchtlich, doch das Krisenmanagement von Bund und Kantonen mit Masken, Tests und Tracing funktioniere jetzt. Eine leichte Entspannung bestätigt Tanja Stadler von der ETH Zürich, die mit ihrem Team den Reproduktionswert berechnet.
SRF News: Noch Anfang Monat warnten Sie, es gebe keinen Grund zur Entspannung. Was hat sich seither verändert?
Tanja Stadler: In der Tat wuchsen die Fallzahlen bis Anfang-Mitte September kontinuierlich. Erfreulicherweise ist momentan in fünf von sieben Schweizer Wirtschaftsregionen ein Rückgang zu beobachten, in den anderen zwei Regionen ein konstant tiefes Niveau. Es sieht also deutlich positiver aus. Selbst wenn man berücksichtigt, dass in den beiden letzten Wochen deutlich weniger getestet wurde, gibt es immer noch eher ein Indiz für einen Rückgang. Zwar gibt es auch weniger Reiserückkehrer, doch auch so ergibt sich korrigiert ein Rückgang. Wir können anfangen, vorsichtig optimistisch zu sein.
Was bedeutet das für den Winter? Ab auf die Skipisten und ein Glas am Abend?
Hier muss man jetzt wirklich realisieren, dass sich die Schweiz seit Monaten um die kritische Schwelle der Reproduktionszahl herum bewegt: Bis vor Kurzem steckten zehn infizierte Personen im Schnitt elf weitere Personen an. Zurzeit sind es etwa neun Personen. Das ist ein kleiner Unterschied. Wir dürfen jetzt nicht dramatisch etwas ändern, sonst wird in der fragilen Lage die Schwelle sicher rasch wieder überschritten.
Wir dürfen jetzt nicht dramatisch etwas ändern, sonst wird die Schwelle sicher rasch wieder überschritten.
Was ist der Hauptgrund für die leichte Entspannung? Ist es auf die Maskenpflicht in gewissen Kantonen zurückzuführen?
Es ist eine Kombination aus vielen Faktoren. Die Schweiz hat drei Pfeiler, um die Epidemie einzudämmen: allgemeine Massnahmen wie beispielsweise die ÖV-Maskenpflicht. Dazu kommen zweitens das Contact Tracing mit intensiven Tests, Quarantäne und Isolation. Und drittens ist das Verhalten der Bevölkerung innerhalb der abgesteckten Grenzen nicht zu unterschätzen.
Die Bevölkerung hat extrem gut mitgemacht.
In verschiedenen Kantonen gibt es also verschiedene Massnahmen, die sicher alle dazu beitragen. Einen ganz grossen Anteil hat aber sicher die Bevölkerung. Das zeigte sich bereits im März und April während des Lockdowns, der im Vergleich mit den Nachbarländern nicht so einschneidend war. Die Bevölkerung hat extrem gut mitgemacht. Die 500er-Zahlen der letzten Zeit haben möglicherweise hat auch etwas ausgelöst, und wir haben unsere Kontakte etwas zurückgefahren.
Das Gespräch führte Valerie Wacker.
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